Genau ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl 2013 habe ich angefangen Umfragen zu aggregieren, um etwas genauere Aussagen treffen zu können was Wahlprognosen angeht. Monatelang hat sich kaum etwas getan, die Parteien haben sich etwa im gleichen Rahmen bewegt. Mittlerweile zeichnet sich aber ein Trend zu Schwarz-Gelb ab.
So sehen erst einmal die Umfragedaten zu den einzelnen Parteien aus; auf den ersten Blick nicht sehr aufschlussreich. Wenn man sich das aber etwas genauer anschaut, fällt doch ein Trend auf: etwa seit dem Hochwasser Ende Mai/Anfang Juni spreizen sich die Werte für Union und SPD. Erstere legt leicht zu (schwanken jetzt eher knapp über 41% im Vergleich zu einst knapp unter 40%) während letztere stabil unter die 25% Marke rutscht von einst knapp 26%. Davon abgesehen geht es noch der Linken etwas besser, und die FDP schafft es jetzt öfter über 5%-Hürde.
Dafür gibt es natürlich unzählige Erklärungen, die meistens etwas mit mangelnden realistischen Alternativen zu Angela Merkel zu tun haben. Interessant finde ich aber, wie es grob zum Hochwasser passt; solche Krisen geben Amtsinhabern meist einen kleinen Bonus. Das könnte auch erklären, warum die Linke als ostdeutsche Volkspartei (wo das Hochwasser besonders schlimm war) leicht profitieren kann.
Aber allgemein lässt sich hier noch nichts wirklich Interessantes ablesen.
Versuch wir also zunächst die Koalitionen abzubilden. Da die FDP im gesamten Zeitraum nur drei mal bei 5% oder mehr liegt, schwankt der Anteil, der für eine Mehrheit nötig wäre (Prozentzahl der Parteien über 5% geteilt durch 2). Diese Mehrheitsberechnung kann nur ein Richtwert sein; Überhangmandate können sie nicht ernsthaft verschieben, aber wenn es so knapp ist wie auf dem folgenden Bild, können Schwankungen von unter 0,5% durchaus einen Effekt haben.
Man sieht also: wenn die FDP es in den Bundestag schafft, kommt es zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit Rot-Rot-Grün. Rechnerisch hatte Schwarz-Gelb aber nur letzte Woche eine Mehrheit, ein Trend lässt sich auch hier nicht erkennen. Die Ampel kommt einer Mehrheit halbwegs nahe, aber kann nicht wirklich mithalten.
So, das funktioniert aber alles nur, wenn man davon ausgeht, dass die FDP wirklich, wirklich knapp an der 5%-Hürde scheitert. Wahrscheinlicher ist es, dass sie “Leihstimmen” von der Union erhält und es im letzten Moment doch noch in den Bundestag schafft. Um das zu simulieren, habe ich der Union einen Prozentpunkt abgezogen und der FDP geschenkt. In dem Szenario würde die FDP also nicht durch Wahlkampf an Stimmen kommen, sondern durch Strategie innerhalb des bürgerlichen Lagers!
Und damit wird es jetzt wirklich interessant. Auf diese Weise bin ich bisher ja auch immer auf ein knappes Rennen zwischen Schwarz-Gelb, Rot-Rot-Grün und der Ampel gekommen, wobei Rot-Rot-Grün immer vorne lag. Seit etwa 5 Wochen aber haben sich die Verhältnisse komplett geändert. Seitdem liegt Schwarz-Gelb vorne und wird nur bedroht von Rot-Rot-Grün, die Ampel ist stärker abgeschlagen.
Grund dafür ist, natürlich, die anhaltende Schwäche von SPD und Grünen, während die Union sich weiter und weiter stabilisiert. Für den Wahltag heißt das: die Union braucht 41% + X, sowie eine überlebende FDP. Die SPD dagegen könnte Schwarz-Gelb nur verhindern, wenn sie wieder 26% + X erreicht und der CDU diese wenigen entscheidenden Prozentpunkte abjagt. Andernfalls wird es für keine Regierung ohne Merkel reichen, nicht einmal theoretisch.
Zuletzt habe ich bisher noch eine Graphik gezeigt mit der Sitzverteilung, die sich aus den durchschnittlichen Werten über den gesamten Zeitraum ergibt.
Da gibt es, wie man gerade so erkennen kann, keine Mehrheit für Schwarz-Gelb. Es bleibt aber sehr, sehr knapp. Anders sieht es aus, wenn ich nur den Schnitt aus den letzten vier Wochen verwende.
Der Juli zeigt dann, mittlerweile wenig überraschend, eine ganz knappe schwarz-gelbe Mehrheit.
3 thoughts on “Schafft es Schwarz-Gelb doch noch?”