Lohnt sich das Münchner Semesterticket für mich?

Alle nicht-Münchner, nicht-Studenten, usw usf, können diesen Blogpost einfach überspringen. Es soll hier um das Münchner Semesterticket gehen, über das man ab morgen abstimmen kann und zu dem mehr Halbwissen kursiert als man meinen würde in Zeiten von Internet und Massenmedien.

So, mal die Frage so kurz wie möglich beantwortet: Wenn du den MVV nutzt, ja, wenn du ihn partout nicht nutzt, nein. Wer das jetzt genauer haben will, bitte weiterlesen.

Zunächst mal eine hübsche Graphik.

Das Modell funktioniert so: Jeder Student zahlt 59 Euro für einen Sockel (gelb), mit dem man ab 18 Uhr fahren darf, wer das Semesterticket vollständig (rot) nutzen will, zahlt insgesamt 200 Euro.viele Leute die zu anderen Ergebnissen gekommen sind wussten nicht, dass das Semesterticket 6 Monate gilt, unabhängig davon, wann das Semester endet. Man soll es ja auch in den Semesterferien nutzen können.

Die Zahlen stammen vom MVV und sollten klar machen, dass es eigentlich unmöglich ist, nicht vom Semesterticket zu profitieren, wenn man denn den MVV nutzt. Die Mindestkosten (blau), wenn man den Ausbildungstarif II nutzt, sind in den Ringen 1+2 fast identisch mit den Kosten fürs Semesterticket, ab da fängt es an sich dicke zu lohnen – in Ring 16 sind es über 600 Euro Ersparnis! Achja,

Das ist aber eigentlich kein fairer Vergleich, da das Semesterticket mehr an Leistung bietet als der Ausbildungstarif. Mit dem Semesterticket kann man, wann immer man will, das Gesamtnetz nutzen – das geht beim Ausbildungstarif nur, wenn man die Grüne Jugendkarte dazu kauft (grün). Die Ersparnis ist in dem Fall nochmal deutlich größer, die komischen Buckel kommen daher, dass man ab Ring 4 nichtmehr die Grüne Jugendkarte für das Gesamtnetz braucht, sondern nur noch für den Außenraum, und bei Ring 16 braucht man keine mehr.

Das sollte also den finanziellen Vorteil zeigen, rot ist der minimale Profit, grün ist der Profit bei gleicher Leistung. Man spart zwischen 8 und 652 Euro im Semester, also zwischen einem und über 100 Euro pro Monat, dafür erhält man deutlich mehr Leistung. Bei gleicher Leistung beträgt die Ersparnis zwischen 155,8 und 677,8 Euro im Semester, also zwischen knapp über 20 bis 100+ Euro im Monat. Anders ausgedrückt: Wenn man nur Tickets mit gleicher Leistung vergleicht, zahlt man mit Semesterticket fast die Hälfte von dem, was man momentan zahlt.

Gut, jetzt bleibt noch die Frage, was ist mit den Leuten, die gar kein Ticket nutzen?

Die wohl günstigste Art, ohne Monatsticket den MVV zu nutzen, ist die Streifenkarte. Solange man noch keine 21 ist (rot), muss man nur einen Streifen pro Zone (aka 4 Ringe) lösen, ab 21 (blau) sind es dann 2 Steifen. Bei der Graphik bin ich jetzt davon ausgegangen, dass man einmal pro Woche zum einkaufen, Party machen oder zu Freunden fahren den MVV nach 18 Uhr nutzt. Und ab einer Nutzung von einmal pro Woche rechnet sich der Sockelbeitrag in JEDEM Fall. Das tolle ist, die Graphen haben Stufen, soll heißen, ich kann ablesen, dass sich dass immer noch rechnet, wenn ich den MVV nur alle 2 Wochen nach 18 Uhr nutze und ich a) über 21 bin oder b) mindestens 2 Zonen nutze. Bei Nutzung alle 3 Wochen eine “Stufe” mehr – also mindestens 2 respektive 3 Zonen. Und so weiter, und so fort.

Da die Mehrheit der Leute aber in der ersten Zone bleiben wird, rechnet sich das vor allem für Leute über 21, für Leute unter 21 nur, wenn sie den MVV mindestens einmal pro Woche ab 18 Uhr nutzen.

Schlussfolgerung: Man verliert nur volle 10 Euro pro Monat, wenn man den MVV niemals, partout nicht ab 18 Uhr benutzt. Und (fast) nur in dem Fall hat man auch einen finanziellen Grund, das Semesterticket abzulehnen, bei Verlusten von bis zu 10 Euro in Monat. Alle anderen profitieren tlws mehr als das 10 fache.

P.S.: Der Preis für das Semesterticket bliebe vorraussichtlich in den nächsten 2 Jahren gleich, “normale” Tickets werden regelmäßig teurer. Von daher dürfte man nochmal bei allen Rechnungen ne Preiserhöhung des MVV draufpacken.

P.P.S.: Wer nicht 6 Monatstickets pro Semester kauft findet diese Tabelle sicher nützlich.

 

Flattr this!

10 thoughts on “Lohnt sich das Münchner Semesterticket für mich?”

  1. Du hast einen weiteren Punkt übersehen oder vergessen zu erwähnen. Die Begrenzung auf den Zeitraum zwischen 18 und 6Uhr gilt nur an Wochentagen. An Wochenenden, sowie Feiertagen kann man das Gesamtnetz rund um die Uhr nutzen (also z.B. mal an den Starnberger See fahren oder auf dem Weg in den Urlaub zum Flughafen)
    Was gerade für Studenten aus dem südbayerischen Raum,die am Wochenende mal nach Hause fahren, interessant ist, ist das man auch Züge der DB innerhalb des MVV benutzen darf. Dadurch zahlt man für eine Fahrt München => Landshut rund 4€ (ab Moosburg) statt 14€.

     
  2. Und die netten, lieben Kinderchen unter 21 Jahren möchte ich darauf hinweisen, dass es durchaus im Rahmen des Möglichen liegt, dass auch sie noch älter werden! =P

     
  3. Was bei allen Graphiken fehlt: Leute, die in der Innenstadt wohnen und mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Uni kommen. Wer zahlt mir den Sockelbeitrag für die horrenden Mieten in der Maxvorstadt?

     
  4. Dein Modell kann noch so schön aussehen, es entspricht einfach nicht den Fakten und verzerrt die Wirklichkeit enorm.

    Ich fange mal mit dem kleinsten Kritikpunkt an: Es gibt Menschen, die sehr wohl gar nie das Semesterticket nutzen. Das ist einfach ein Fakt, die Statistik hast du leider nicht mit reingebracht.

    Der allerwichtigste Punkt:

    Die Preisermittlung ist überall nachzulesen:

    ——-

    “Als höchste Prämisse für ein Semesterticket in München gilt die Kostenneutralität für die Verkehrsbetriebe. Dies bedeutet, dass die Einnahmen, die der MVV im Moment von den Studierenden erhält, auch nach Einführung eines Semestertickets konstant bleiben müssen. Die Höhe der Einnahmen aus einem Semesterticket hängen zunächst direkt von der eingesetzten Modellversion und der Kosten für die einzelnen Komponenten in einem Modell ab. Allerdings spielt bei einem Sockelmodell auch die Nutzerquote und das Verhalten der “Nichtnutzer” des Aufpreises eine große Rolle.”

    ——

    Ich hebe mal die zwei Worte Kostenneutralität und Nutzerquote hervor.

    Kostenneutralität bedeutet, die Studenten zahlen nach dem Semesterticket genauso viel wie davor. Das ist die “höchste Prämisse”. Die Studenten als gesamtes betrachten können also – faktisch – in keiner Weise ein besseres Angebot bekommen, sie zahlen im besten Fall als ganzes so viel wie vorher.

    Du stellst es hier so dar, als würde fast jeder davon profitieren – das kann gar nicht funktionieren, denn dann wäre keine Kostenneutralität gegeben, da die Einnahmen der MVV wenn es für die Mehrheit günstiger wird ebenso sinken würden, was nicht sein darf.

    Der Student als gesamtes darf also gar nicht sparen. Alles was hier passiert ist Umverteilung.

    Welche Fakten hast du also übersehen, da es nicht sein kann, dass die Studenten sparen obwohl es so aussieht? Die Studenten die mehr als 2 Ringe benötigen sind ziemlich sicher klar in der Unterzahl. Ebenso gibt es eine recht große Anzahl, die den MVV niemals nutzt oder weniger als eine Streifenkarte im Monat verwendet.

    Auch gibt es viele Studenten, die einen großen Teil nicht da sind: Am Wochenende mal nach Hause zu den Eltern, in den Semesterferien ein Praktikum etwas weiter weg, Das Praxissemester in dem man 4 Monate nicht da ist…

    Das alles erklärt letztendlich, warum es obwohl es oberflächlich gut aussieht letztendlich Kostenneutral ist und das was einer spart der andere Student mehr zahlt.

    Falls man jetzt meint, dadurch mehr zu fahren: Deshalb wird die Nutzerquote mit einbezogen. Jeder fährt dann in Zukunft mehr, da er ja eh schon bezahlt hat. Die Nutzerquote steigt dadurch, was letztlich den Aufpreis rechtfertigt, der jetzt schon beschlossen ist, da sich der Preis nach Nutzerquote richtet.

    Wem es dann nicht mehr passt der hat im Einzefall Pech, kann man schließlich nicht mehr sagen, einem passen die (gestiegenen) Sockelgebühren nicht mehr. Man wird ja dazu gezwungen.

    Die Konkurrenz (Auto, Fahrrad, usw…) ist also ausgeschaltet, die Bahn hat mehr Kunden denn je, hat die Legitimation, dann die Preise aufzuschlagen und der unzufriedene Kunde kann sich nicht mal wehren – dazu müsste man dann nochmal in einem langwierigen Aufwändigen Verfahren für etwas abschließen, das man schonmal besprochen hat.

    Und das alles für was? Die Studenten als gesamtes können laut der obersten Prämisse nicht sparen. Letztlich sorgts nur dafür, dass die Studenten, die extra in die Nähe ihrer Fakultät gezogen sind (meistens im Zentrum), die sowieso eine (meist) höhere Miete dafür bezahlen jetzt noch mehr bezahlen müssen. Damit diejenigen, die nicht umziehen wollen oder tendenziell günstiger draußen wohnen jetzt noch günstiger dran sind.

    Nein Danke.

     
  5. Die 2 Jahre Preisbindung ist in der Tat nicht schlecht. Dadurch könnte man theoretisch in den 2 Jahren als Student Gewinn machen, falls die Stundenten als gesamtes mehr fahren als es die MVV im Modell geplant hat. Ich fürchte da nur, dass danach langsam die Preisaufschläge kommen (die auch legitim sind) und es dann nicht mehr so einfach wird, dagegen zu stimmen. Während man vorher halt das nächste Monatsticket nicht gekauft hat (und so “abstimmt”), muss man dann mit allen Studenten darüber eine Abstimmung planen, auf jeden Fall eine höhere Hürde, wenn man unzufrieden ist.

     
  6. Letztendlich muss jeder für sich entscheiden inwiefern sich das Semesterticket für ihn lohnt. Eine komplette Kostenneutralität kann es dabei nicht geben und die MVV kann auch nicht einfach so die Preise erhöhen aufgrund der ansteigenden Nutzung der öffentlichen Verkehrsbetriebe. Das Semesterticket ist in München absolut überfällig, da es etwas ähnliches in den meisten größeren Studentenstädten schon gibt. Gerade die Leute, die aufgrund der verstreuten Standorte der TU pendeln müssen (und das sind nicht wenige) profitieren enorm von einem Semesterticket. Natürlich gibt es immer ein paar Leute, die keinen Nutzen von dem Ticket haben aber jeder benutzt ab und an mal den MVV… Von daher ist der Gewinn für die Münchner Studenten insgesamt größer als der monatliche Verlust für diejenigen, die den MVV nicht besonders regelmäßig nutzen, meiner Meinung nach. Aber um das abzuwägen gibt es ja die Abstimmung.

     
  7. In einem Punkt muss ich dir ganz klar widersprechen!
    “jeder benutzt ab und an mal den MVV”…Quatsch!
    Ich selbst komme aus der Nähe von Augsburg und Pendle täglich nach München, genauer gesagt nach Garching raus. Allerdings nicht mit Bahn und MVV, sondern mit dem Auto. Warum: Der Preisunterschied beläuft sich in einem halben Jahr auf grade mal 80Euro die ich mehr zahle, wenn ich allein fahre, da ich aber mit anderen eine Fahrgemeinschaft bilden kann, komme ich sehr viel günstiger damit weg. Außerdem bin ich flexibel und nicht von Fahrplänen abhängig. Bevor jetzt jemand mit “aber da is doch immer Stau” kommt: Stimmt! Allerdings bin ich selbst mit einer Stunde Stau pro einfacher Fahrt immer noch schneller in Garching als mit der Bahn. Die Krux an der Sache ist: Ich nutze nie den MVV, warum auch. In meiner bisherigen Studienlaufbahn (3 Jahre) bin ich genau zweimal von Garchin weg in die Innenstadt gefahren und dass vor 18 Uhr.

    Es mag sein, dass ich damit eher allein bin, aber ich brauche den MVV als Student nicht und kann auf das Semesterticket gut verzichten. Da es sich für fast jeden rechnet, der nicht grade neben der Uni wohnt bin ich allerdings nicht sehr zuversichtlich und rechne damit, dass dieses (entschuldigung!) hirnverbrannte Ding kommen wird. Wie bereits gesagt wurde: der MVV verzichtet nicht auf seine Einnahmen und deshalb werde ich wohl in Zukunft den Uniweg von anderen mitfinanzieren müssen. Dagegen machen kann ich wenig, außer meine Stimme dagegen abzugeben, da ich tatsächlich studiere und nicht zu den Hobby-Politikern in diversen Studentenvertretungen gehöre.

    Eine Bitte hätte ich jedoch: man sollte sich überlegen, ob der Sockel den Begriff “Solidarbeitrag” verdient, oder ob das nicht nur ein Euphemismus dafür ist, dass nun auch die Zahlen sollen, die nicht müssten!

     
  8. Ich als Gelegenheits- und Schwarzfahrer würde auf jeden Fall mehr zahlen, als ich es im Moment tue.
    Aber es ist ehrlicher, für die Nutzung des MVV zu zahlen – meiner Meinung nach.

     
  9. “Was bei allen Graphiken fehlt: Leute, die in der Innenstadt wohnen und mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Uni kommen. Wer zahlt mir den Sockelbeitrag für die horrenden Mieten in der Maxvorstadt? ”
    zieh um und zahl weniger Miete, dann lohnt sich auch das semsterticket für dich. wenn du es aber bequem haben willst und in maxvorstadt wohnen willst, zahl die miete und beschwer dich nicht darüber, denn das hat nichts mit dem semesterticket zu tun ;)

     
  10. Joa das Subventionsargument stört mich ja prinzipiell. Da subventionieren arme Studenten ausm Randbereich den reichen Innenstädtern das Ticket indem sie momentan 5mal soviel zahlen, oder die armen Innenstädter subventionieren den dummen Außenringlern das Semesterticket, oder durchs wegziehen aus der Innenstadt subventioniert man einen ticken günstigere Preise in der Innenstadt, usw, usf.

    Fakt ist: Nur ne Subvention ist auch ne Subvention, und hier liegt einfach keine vor. Worauf man sich einigermaßen einigen kann, ist halt, wer wieviel spart – et voila. Alles andere sind keine Fakten, sondern Meinungen, die stark damit zusammenhängen, wovon man grad am meisten profitiert. (richtet sich jetzt btw an deine Vorredner)

    P.S.: Nicht jeder, der im Außenbereich wohnt, möchte das auch. Aber beim Münchner Wohnungsmarkt müssen manche Menschen nehmen, was sie kriegen können.

     

Juhu! Jemand, der nicht bei facebook kommentiert! Oldschool!