“Judenschwein” = antizionistische, antiimperialistische Kritik…

Sachen gibts. Dass Linke generell ein Problem mit Israel haben – einerseits ist man gegen Nazis und für die Nachkommen der Opfer des Nationalsozialismus, andererseits will man solidarisch sein mit den Palästinensern – ist ja nichts neues. Die einen nennen sich Antideutsche, die anderen üben Kritik oder gehen gleich zum Antizionismus über. Ein Großteil der Debatte besteht dabei darin, dass von linker Seite jeder Antisemitismus bestritten wird und von anderen der Vorwurf ausgesprochen wird, dass Antizionismus ein Deckname sei für Antisemitismus (was im Extremfall das Gleichsetzen jeglicher Kritik an israelische Politik mit Antisemitismus bedeuten kann). Der Antisemitismus selbst wird am liebsten an der RAF bewiesen – was allerdings auch schon eine kleine Weile her ist. Aber hey – keine Sorgen, einige Dummköpfe gibt es immer die das Thema aktuell machen!

Diese Dummköpfe (man mag sie auch als “Vollidioten”, “Knallköpfe” oder “Schwachmaten” bezeichnen) finden sich in diesem Fall im Hamburger Stadtteil Sankt Pauli, das ja eigentlich für ihren Fußballverein, das Rotlichtviertel sowie die linke Szene bekannt ist (als einer der Vertreter letzterer mag mein Lieblings-Propagandist Henryk M. Broder gelten). In Hamburg musste sie für die Freiheit Palästinas, die Einschränkung der Meinungsfreiheit sowie den freien Gebrauch von rassistischen Begriffen demonstrieren:

“Warum Israel” ist sein Debüt aus dem Jahr 1973. Darin befragt Lanzmann Israelis zu ihrem Leben in Israel und beleuchtet die Gründe für die Existenz dieses Staates – ein vielschichtiges, nachdenkliches Bild entsteht.

Für einige Deutsche aber scheint allein das Thema des Films eine Provokation: Als das Hamburger Programmkino B-Movie gemeinsam mit der linken Gruppierung Kritikmaximierung den Film am 25. Oktober 2009 vorführen wollte, blockierten Mitglieder des benachbarten, ebenfalls linken antiimperialistischen Zentrums namens B5 den Eingang: “Sie hatten das Kino mit einem Metalltor abgeriegelt”, so schildert Martin Schnitzer, einer der Betreiber des B-Movie, den Nachmittag.

Kaum angemessene Agitprop-Aktion

“Die Leute waren vermummt, trugen Kleidung in Tarnfarben, einer hatte sich die auf ein Stück Klopapier gemalte israelische Flagge angesteckt. Ihr Auftreten war massiv militärisch”, sagt Schnitzer. “In der Hand hielten sie selbst gebastelte Maschinengewehre aus Holz. Mit Videokameras und Fotoapparaten nahmen sie alle auf, die ins Kino wollten.” So sollte eine israelische Kontrollstation simuliert werden. Auf einem Plakat wurde die Grenzmauer zwischen Israel und den palästinensischen Gebieten mit dem einstigen südafrikanischen Apartheidsregime in Verbindung gebracht.

[…]

In Hamburg eskalierte die Situation schließlich, bis, wie der Augenzeuge Lennart K.* berichtet, der klassische Kampfruf des Antisemitismus fiel: “Die Blockierer schrien: Ihr Judenschweine!” Er habe zurückgerufen: “Jetzt sagt ihr endlich, was ihr denkt.” Daraufhin hätten die antiisraelischen Demonstranten losgeschlagen: “Es waren etwa 30 bis 40 Angreifer zwischen etwa 16 und 70 Jahren. Ein älterer Herr ist mit dem Gürtel auf mich losgegangen.” Die Leute, die Lanzmanns Film sehen wollten, so berichtet K. in Übereinstimmung mit anderen Augenzeugen, seien geschlagen und bespuckt worden.

Wie kann man bitteschön eine solche Veranstaltung in irgendeiner Form nicht antisemitisch nennen? Selbst wenn der Begriff “Judenschwein” nicht gefallen sein sollte – eine Kinovorführung wegen des Inhalts des Films zu blockieren und anschließend Zuschauer zu verprügeln scheint mir denn auch kein Statement für Meinungspluralismus und eine freie, tolerante Gesellschaft zu sein. Und die Zeugenaussage könnte vielleicht noch falsch sein, ich traue dem Spiegel aber schon noch zu, festzustellen, wann eine Schlägerei stattgefunden hat und wann nicht. Egal wie man es dreht und wendet – ekelhaft und dumm bleibt es doch. Mehr gibt es dazu glaube ich nicht zu sagen.

 

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One thought on ““Judenschwein” = antizionistische, antiimperialistische Kritik…”

Juhu! Jemand, der nicht bei facebook kommentiert! Oldschool!