ISI unterstützt Taliban

Wir wussten es irgendwie schon lange: Das ISI unterstützt die Taliban. 2002 taten sie es, und sogar die amerikanischen Diplomaten versuchten regelmäßig, sanften Druck auf Pakistan auszuüben. Sie sollten doch bitte bitte ihre Unterstützung für die Taliban sein lassen!

Doch nein, die pakistanische Regierung schloss sogar ein Waffenstillstandsabkommen mit den Taliban im Swat-Tal, nicht ohne dort gleich die Scharia einführen zu wollen. Nicht nur also, dass den Taliban ein Rückzuggebiet zur Verfügung gestellt wurde, nein, die Taliban durften auch gleich Forderungen dafür stellen. Trotzdem versuchte Islamabad zaghaft, dies als “Erfolg” zu verkaufen. Man werde auch bestimmt nicht damit aufhören, gegen Extremisten zu kämpfen – nur halt gegen andere Extremisten. Wahrscheinlich waren damit die Belutschen gemeint, die allerdings kaum ein Problem für die Stabilität Afghanistans darstellen, eher eines für Pakistan. Im Gegensatz zu den Taliban und den Paschtunenstämmen geben sie sich nämlich nicht mit einer großzügigen Autonomie zufrieden, sondern wollen gleich einen eigenen Staat, was die pakistanische Regierung dazu bringt, ihnen die Autonomie mehr oder weniger zu verweigern und urplötzlich gegen die selben Strategien erfolgreich zu kämpfen, an denen sie bei den Taliban gescheitert sind.

Die New York Times berichtet nun, dass die Unterstützung des ISI für die Taliban entgegen der pakistanischen Versprechen nicht abgenommen hat.

The support consists of money, military supplies and strategic planning guidance to Taliban commanders who are gearing up to confront the international force in Afghanistan that will soon include some 17,000 American reinforcements.

Die Taliban rüsten sich also für die bald zu erwartende Aufstockung der USA-truppen, und die tun sie mit pakistanischem Geld, mit pakistanischen militärischen Gütern sowie mit taktischer Hilfe durch das ISI (das wohl die Aufklärung teilweise übernommen hat). Die Ironie:
Das Geld wird wohl indirekt amerikanisches sein, denn Washington denkt gerade erst darüber nach, die Finanzhilfen von mehr als einer Milliarde Dollar an Bedingungen zu knüpfen:

Washington has threatened to put conditions on more than $1 billion in annual military aid to Pakistan.

Dabei Treffen sich die ISI-Agenten regelmäßig mit Taliban-Kommandeuren, um die vernünftigste Taktik zu besprechen:

Support for the Taliban, as well as other militant groups, is coordinated by operatives inside the shadowy S Wing of Pakistan’s spy service, the Directorate for Inter-Services Intelligence, the officials said. There is even evidence that ISI operatives meet regularly with Taliban commanders to discuss whether to intensify or scale back violence before the Afghan elections.

Pakistan hat aber endlich zugegeben, dass die Taliban als Instrument pakistanischer Interessen betrachtet werden – man wolle nach dem Abzug der US-Truppen mit den Taliban das Machtvakuum füllen, um Indiens bereits jetzt zunehmenden Einfluss zu begrenzen (interessant ist dabei vor allem eine Umfrage, die Indien Sympathiewerte von 74% und Pakistan Sympathiewerte von 8% zuspricht). Allerdings wurde die Aussage nicht von der pakistanischen Botschaft in Washington bestätigt, die sich nicht hierzu äußerte.

But the Pakistanis offered a more nuanced portrait. They said the contacts were less threatening than the American officials depicted and were part of a strategy to maintain influence in Afghanistan for the day when American forces would withdraw and leave what they fear could be a power vacuum to be filled by India, Pakistan’s archenemy. A senior Pakistani military officer said, “In intelligence, you have to be in contact with your enemy or you are running blind.”

The ISI helped create and nurture the Taliban movement in the 1990s to bring stability to a nation that had been devastated by years of civil war between rival warlords, and one Pakistani official explained that Islamabad needed to use groups like the Taliban as “proxy forces to preserve our interests.”

A spokesman at the Pakistani Embassy in Washington declined to comment for this article.

Doch wie verträgt sich dies mit der Anerkennung der amtierenden afghanischen Regierung, oder mit der afghanischen Verfassung, denn beide werden doch von den Taliban bekämpft?
Pakistan möchte damit lediglich einen Zustand erreichen wie vor 2001, und das kann schwerlich im Interesse der Welt liegen. Aber das deutet darauf hin, dass Afghanistan nur dann Stabilität erreichen kann, wenn der indisch-pakistanische Konflikt überwunden ist – oder eben der Militarismus eines Großteils der pakistanischen Regierung.

Nur, wenn der ISI und das Militär keine Selbstläufer mehr sind und Pakistan sich nicht mehr pausenlos von Indien (und einer unabhängigen afghanischen Regierung) bedroht fühlt, kann Frieden in Afghanistan einkehren, und das erfordert sehr viel Diplomatie – hoffentlich ist also die Diplomatie auch wirklich Obamas Spezialität.

 

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7 thoughts on “ISI unterstützt Taliban”

Juhu! Jemand, der nicht bei facebook kommentiert! Oldschool!