Lebensphilosophisches Gelaber ist sich zu allen Zeiten ähnlich, in der Realität nicht in seiner Schlichtheit anwendbar. Ich möchte dieses Weltkulturerbe der Beliebigkeit noch um einige Sprüche bereichern.
Es ist schon lange her, dass die Menschheit angefangen hat sich bei dem Fragen nach der Herkunft des Bösen den Kopf an der Höhlenwand blutig zu schlagen. Wahrscheinlich fingen sie damit schon an, als die Definition Mensch erstmalig auf die Hominiden anwendbar war. Es ist ohnehin eine sehr interessante, komplexe und nicht schnell beantwortbare Frage, wann in der Anthropologie die Menschwerdung vollzogen wurde, aber leider müssen wir ihre langwierige Beantwortung beiseite lassen. Es lohnt sich sicher, das Schlechte überhaupt näher zu bestimmen und dies im Lichte der bisherigen geisteswissenschaftlichen Annäherungen an diesen Begriff zu betrachten. Ich sollte mit griechischen Klassikern anfangen und einer kurzen Bemerkung, was die indogermanische Herkunft des Begriffs hergibt und wie das Äquivalent in der deutschen Schwestersprache Farsi hinsichtlich seiner Etymologie zu deuten ist.
Für mich ist das Schlechte vor allem in der dimensionslosen Dummheit zu erkennen.
Die Vorstellung von der Dimensionslosigkeit der Dummheit erschreckt mich. Sie bedeutet, dass der Begriff als unbegrenzt zu sehen ist. Sehr gewagt als eine Art „reine Dummheit“ oder „Dummheit an sich“. Eine Sonne, die so hell ist, dass man ihre Helligkeit ohne Technik nicht mehr subjektiv skalieren kann, die einfach nur grausam hell ist und dich direkt erblinden lässt, ist dimensionslos hell. Egal, ob man dabei verbrannt wird oder nicht. Die Qualität des Hellen, die man selber so benennt, ist entscheidend. Praktisch sprechen wir also von Dummheit, die so kräftig ist, dass sie dich blendet.
Dimensionslose Dummheit erkennt sich selbst nicht wie ein Pfosten auf der Wiese. Dimensionslose Dummheit kann sich nicht verschlechtern oder verbessern. Sie ist in jedem Moment dumm, in allen ihren Bezügen, jederzeit.
Eingeschoben sei hier, dass ich nicht von Menschen mit geringem Verstand rede. Wir alle kennen Menschen, die nicht alle Querverweise im Lexikoneintrag des Begriffs „Schuldverschreibung“ auswendig und alphabetisch geordnet nennen können. Sie können trotzdem im Leben besser zurechtkommen als der DAX-Firmen-Manager, der immer wieder den Namen seiner Tochter vergisst, weil er sie nach seiner Frau benannt hat. In Extremsituationen überleben nicht zwangsläufig die intelligentesten. Der Begriff „intelligent“ scheint oft für Leute verwendet zu werden, die es nicht sind. Jedenfalls müssen nicht intelligente Menschen nicht zwangsläufig dumm sein. Das ist kein Synonym. Vor allem nicht dimensionslos dumm.
Dimensionslos dumme Menschen (DDM oder DiDuMen) sind ein Risikofaktor für unsere Zivilisation, für unseren Wohlstand, für die Natur, für Gerechtigkeit, Toleranz, den Klimawandel mit seinen schmelzenden Polkappen, das nächste Wahlergebnis, das Handwerk und den US-Bundesstaat Texas. Moderne Methoden, die Wirklichkeit in algebraische Formeln fassen, würden Didumen als den Faktor in die Gleichung einführen, der die Gleichung aufisst und die Lösung der Gleichung unmöglich macht. Deshalb muss man diesen Gleichungsfaktor abhalten aktiv zu werden. Ihn vor allem von wichtigen Gleichungen fernhalten und separate Rechnungen machen, wo nur didumenische Faktoren sind. Man kann aber Menschen nicht verbieten. Deshalb muss man die Entstehung der Didumenität als Eigenschaft einer Person verhindern.
Dimensionslose Dummheit hat eine interne Rechenlogik. Grundsätzlich ist sie nicht für allgemein anerkannte Logik empfänglich. Sie entsteht im Gehirn der einzelnen Person und funktioniert deshalb so schlecht und ist so gefährlich für die Mitwelt, weil sie sich nicht an der Wirklichkeit geschult hat. Sie basiert auf keinen Erfahrungswerten. Der einzige Lerneffekt ist die klassischen Konditionierung nach dem Selbstschutzprinzip. Wenn ein Didumen durch eine bestimmte seiner Handlungen sehr oft Schmerzen, Beleidigungen, die er versteht, erfährt oder zu wenig zu essen hat, lernt er langsam, dass er das nicht mehr tun sollte, was ihn gefährdet. Das funktioniert nur für einfache Zusammenhänge wie das klassische Beispiel der heißen Herdplatte, die man nicht berühren darf. Oder des kaputten Getränkeautomaten, der nach dem dritten Versuch weder das Geld wiedergibt, noch ein Getränk.
Didumen können Karriere in der Politik machen. Sie sind dann Politiker, machen aber keine Politik. Sie fangen an ihre Gedanken nicht für sich zu behalten, sondern praktisch laut zu denken, vor allem wenn sie viel Alkoholisches getrunken haben. Je nach dem, wie sehr andere Menschen oder gar Didumen diesen Worten reflexartig zustimmen, finden sich politische Didumen in Funktionen und Ämtern wieder und wiederholen erneut ihre Gedanken laut, weil es ihnen dadurch gut zu gehen scheint. Manchmal sind diese Didumen besonders hart, wenn es um das Vermeiden von Reizen (=Gegnern) geht, die ihnen schaden. Diese schalten sie dann systematisch, meist mit einfachen Mitteln aus, die viele Nicht-Didumen gar nicht verwenden würden (penetrantes Wiederholen beleidigender Fragen im immer gleichen Wortlaut, die dem anderen vollkommen unsinnige, amoralische Dinge unterstellen; K.O.-Tropfen; stumpfe und spitze Gewalt; wütendes Schnauben; Anzeigen bei der Polizei aus erfundenen, verleumderischen Gründen).
Ob sich ein Didumen glücklich fühlt, hängt davon ab, wie seine primitive Logik Glück definiert. Das ist wiederum reine Glückssache. Wenn zum Beispiel die in Deutschland überall verfügbaren Schokokekse dafür ausreichen, hat man einen genügsamen und glücklichen Didumen. Wenn es das Fliegen ohne Hilfsmittel ist, dann wird es schwieriger, bringt den Didumen dabei ungeplant zur Gründung erfolgreicher Unternehmen.
Die Penetranz fällt am didumenischen Verhalten sehr stark auf. Sie ist die nervigste Eigenschaft, die noch nicht gefährlich ist. Alles, was an ihm schlimmer ist, ist schon allgemeingefährdend. Die Sicherheitsorgane der Welt haben das Problem, dass sie Didumen nicht systematisch erkennen und kontrollieren können. Ganz im Gegenteil haben ganze Gesellschaftssysteme auf didumenische Qualitäten gebaut wie in der DDR, dem Amerika unter George Bush (dem Zweiten) oder im kommunistischen Kambodscha unter PolPot. Im Nachhinein lassen sich solche Entwicklungen einfach als politischer Fehler beurteilen. Damals jedoch glaubte man, wie es sich für Didumen gehört, dass alles richtig sei und Zweifel waren schon deshalb falsch, weil sie Zweifel waren. Didumen kennen keine Zweifel. Zweifel machen keinen Sinn, ebenso wenig wie selbstreflexive Fragen. Fragen sind dafür da, damit man eine Antwort bekommt. Wenn man keine Antwort weiß, muss man sagen: „Das weiß ich nicht.“ Aber keine aristotelische Antwort, so etwas ungefähres, oder eine Gegenfrage. Gegenfragen heißen nur, dass man selber nichts weiß. Didumen wissen ohnehin fast immer eine Antwort, die jeder versteht und richtig ist.
Um klein anzufangen, sollte man nicht in einem Großprojekt versuchen, jeden einzelnen Didumen im Blick zu behalten, sondern groß angelegte Katastrophen wie den Grandprix de la Chanson de la Eurovision gar nicht erst zulassen. Ich rege an dieser Stelle die juristischen Fachkreise an, kreativ, prokreativ und konstruktiv tätig zu werden, damit entsprechende Regelungen bald im Bürgerlichen Gesetzbuch stehen und zudem Didumenität entweder ein forensischer oder ein strafrechtlicher Fall wird. Für die meisten Didumenen werden Dinge wie Schokokekse möglicherweise ausreichen. Entsprechende Verträge mit Keksgroßproduzenten sind abzuschließen. Entsprechende wissenschaftliche Forschung muss die geeigneten Maßnahmen zur Abmilderung oder Sozialverträglichmachung der Didumenität erforschen. Diese Erkenntnisse finden dann direkten Eingang ins Gesetz.
Warum habe ich von Prokreativität gesprochen? Didumen pflanzen sich fast automatisch fort. Sie folgen den Verlockungen der Heterosexualität nach den Regeln und Zwängen, die die Natur uns mitgegeben hat. Vor allem der selbstreflexiv aktive Nicht-Didumen kommt nicht dazu. Ein historisches Beispiel sind zum Beispiel die deutschen Nationalsozialisten und allgemein Rassisten, die eine klassische didumenische These verfolgen: Man müsse viele Nachkommen haben, weil man auf der richtigen Seite der Macht sei. Damit es viele von der eigenen Sorte gebe, müsse man viele von der eigenen Art zeugen. Die Definition von „eigener Art“ ist dabei vollkommen aus der Luft gegriffen und folgt willkürlichen Definitionen, die nach didumenischer Art nicht weiter hinterfragt werden. Sie leiten sich sehr oft aus den Erfahrungen einer Horde von Didumenen ab und einem falschen Geschichtsverständnis mit erfundenen Fakten. Das bedeutet, dass eigentlich jeder seine eigene Definition hat, wie das eigentlich bei allen Definitionen der Fall ist. Dies ist alles sehr traurig, weil man viele Freunde gar nicht kennenlernt, weil man sie zu einer anderen Art zählt, denn in der Natur der Sache liegt auch, dass es viele, viele andere Arten von Menschen gibt. Sehr gefährlich ist die Rede von einer „anderen Mentalität“, da sie ein vollkommenes Unverständnis von Menschen an sich enthüllt. Wahrscheinlich finden sich bei den „anders mentalisierten“ Menschen auch eine ganze Reihe Didumenen, mit denen man sich prächtig verstehen würde. An Phrasen wie den genannten kann man mindestens didumenische Charakterzüge oder Denkschemata erkennen. Eine Ausarbeitung solcher didumenischer Warnsignale muss demnächst erfolgen.
Ich möchte diesen Kurztext über dimensionslose Dummheit abschließen, indem ich über meine Angst rede. Ich bin ein furchtloser Mensch, kein Tag bringt mir Unabwägbarkeiten, sondern nur eine Reihe von beschränkt beeinflussbaren Faktoren, die auf mich einwirken und die ich aggressiv rückbeeinflussen möchte. Didumen sind in manchen Teilen vorhersehbar, vor allem, wenn man sie studiert, aber sie können bei Hordenaktivität einen blinden Konsens erzeugen, der sie ganz besonders glücklich macht und in vergeltungssüchtiger Grausamkeit münden kann. Der Grund für die Vergeltung kann kurz erklärt werden und ist in der Sache völlig irrelevant. Didumen besitzen eine grundsätzliche Verständnislosigkeit für alles, das ihnen nicht passt. Sie wehren sich gegen alles, was sie nicht verstehen und das ist viel, denn ihre individuelle Gedankenlogik funktioniert bei aller Gewalt in vielen Situationen gar nicht. Deswegen, um den Begriff letztendlich zu rechtfertigen, die Bezeichnung dieser Gedanken als elementar „dumm“.
Kann man überhaupt einen Menschen als dimensionslos dumm bezeichnen? Es ist nicht schwer. In der Regel fällt die dimensionslose Dummheit ins Auge, wenn man selber kein Didumen ist und offenen und ehrlichen Auges durch die Welt geht. Der beste Wegweiser ist die Angst. Hatten Sie je Angst vor einer Person, hatten sie Kontakt mit dem Didumenischen. Denken Sie daran.