Vor einigen Jahren arbeitete ich in meiner dienstlichen Tätigkeit sehr eng mit einem General zusammen. Nicht mit irgendeinem, sondern dem Gesamtverantwortliche für die Weiterentwicklung der Luftwaffe. So ergaben sich einige Gelegenheiten zum Gespräch.
Bei einer solchen Gelegenheit kamen wir auch auf das Thema Drohnen zu sprechen. Er sagte, dass den Drohnen die Zukunft gehörte, worauf hin ich erwiderte, dass der technische Fortschritt andere Optionen ja nahezu ausschloss, wobei die Vorteile der unbemannten Systeme aber eindeutig überwiegen würden. Daraufhin sah er mich etwas schief an und stellte einen denkwürdigen Satz in den Raum: „Von der reinen Kosten-Nutzen-Rechnung mögen sie recht haben – aber würden sie Atomwaffen an eine Drohne hängen?“
Die blinde Eule hat mich gebeten, einige Worte zu Drohnen aus meiner Sicht zu schreiben. Zu meiner Person: Ich diskutiere unter dem Nick „Provokateur“ beim Politwatcher-Forum mit, bei dem ich nun schon seit einigen Jährchen (es hieß früher anders, klar) angemeldet bin. Ich bin Offizier der Bundeswehr, Feldjägertruppe (vulgo Militärpolizei) und seit Anfang der 2000er Soldat. Ich bin in meinen Dreißigern und lebe in fester Beziehung.
Wenn das Wort Drohnen fällt, kommt einem natürlich zuerst der Drohnenkrieg der Amerikaner in Afghanistan und Pakistan in den Sinn. Zivile Opfer, die in die Hunderte gehen, nur um ein paar Taliban und Terroristen die Lust aufs Krieg führen relativ nachhaltig auszutreiben.
Und dann kommt unser Verteidigungsminister ums Eck und stellt (neben der Aufforderung an seinen unterstellten Bereich, man möge doch von irgendwelchen Hoffnungen auf Anerkennung der geleisteten Arbeit Abstand nehmen) die Forderung nach einer bewaffneten Drohne in den Raum. Reflexartig kommen die Drohnenkriegbilder hoch, und ein jeder schreit: „Nein! Wollnwa nich! Böse!“
Allerdings muss man das etwas differenzierter betrachten. Für mich als Soldaten ist die bewaffnete Drohne erst einmal ein Wirkmittel. Das ist jetzt Soldatensprech – Wirkmittel sind alle Dinge, die eine Wirkung im Ziel haben. Das kann ein Loch im Körper (Gewehrprojektil) oder ein Loch im Boden ohne weitere intakte Körper (Artilleriegranate) sein. Und da bin ich, aus der Sicht meines Berufsstandes heraus, sehr pragmatisch. Eine bewaffnete Drohne gibt uns mehr Optionen, nämlich unter anderem die Option, zu wirken.
Die handelsübliche Bundeswehrdrohne dient der Aufklärung. Das bedeutet, sie summt lustig umher und zeigt dem Bediener die Welt von oben. Die Bilder zu interpretieren obliegt ihm. Vergraben die Jungs da an der Straße ihren geliebten, leider verstorbenen Hund „Wauzi“ oder eine Bombe? Ein Mann stellt sein Motorrad ab und entfernt sich laufend … muss der noch die Talibahn kriegen oder geht das Ding gleich hoch? Männer mit Dingen auf den Schultern bewegen sich durch Straßen – handelt es sich um Raketenwerfer oder um Kameras?
Diese Bilder führen zu Entscheidungen. Man wägt ab – was kann ich jetzt machen, um die Gefahr unschädlich zu machen? Wer in Afghanistan was an der Straße vergräbt, ist in der Regel kein Hundeliebhaber, sondern jemand, der den anwesenden ausländischen Soldaten und den afghanischen Sicherheitskräften schaden möchte. Das kann man den Amerikanern sagen, die dann ein Flugzeug vorbeischicken oder das kann man den Afghanen sagen, die vielleicht irgendjemanden vorbeischicken. Oder man fährt selber hin, den Ort kennt man ja. Und dann kann man den Krempel ausbuddeln oder auf andere Art und Weise damit umgehen.
Das ist der deutsche Weg. Ein Amerikaner würde sofort das Flugzeug hinschicken. Auf die Weise hat man nämlich die Bombe unschädlich gemacht und die Vergrabenden (wenn die sich nicht selber in die Luft jagen, gibt’s auch auf Youtube oder Liveleak zu sehen).
Kunduz hat gezeigt, dass man als deutscher Soldat mit Flugzeugen zumindest vorsichtig sein muss. Ansonsten liest man als Entscheider seinen Namen ständig in der Zeitung und macht sich zum Ziel von irgendwelchen Wirrköpfen, die ihren Djihad dann schlimmstenfalls an einem selber auslassen.
Gleichzeitig müssen wir aber realistisch sein. Konflikte fordern Opfer. Und hier kommen die bewaffneten Drohnen ins Spiel.
Diese sind zugleich Auge am Himmel und Wirkmittel. Und die Bediener würden die Waffensysteme der Drohnen kaum in uneindeutigen Situationen einsetzen. Also bei den Vergrabern würde die Drohne schauen, wo diese sich nach dem Vergraben hinbewegen (die kann man verhaften (lassen) und befragen (lassen) – epic win!) und im Zweifelsfall auf die entsprechende Stelle hinterher nochmal eine Rakete hämmern.
Der tatsächliche Einsatzbereich einer solchen Drohne, die dann auch aktiv auf Menschen wirkt, wäre das Gefecht. Truppe meldet, dass sie im Feuerkampf steht, Drohne fliegt hin, Bediener erklärt den Soldaten, wo der Feind sich befindet und bringt diesem, wenn die Truppe selbst schlecht wirken kann, Licht und Wärme. Oder schießt der Truppe einen Weg frei, über den sie ausweichen kann, vernichtet dann eventuell nachstoßenden Feind.
Außerdem ist eine abgeschossene Drohne nur ein Sachwert, kaum einen Fünfzeiler in der Zeitung wert. Djihadisten werden sich garantiert nicht mit einem Stück Elektroschrott vor eine Kamera setzen, um nach einem flammenden Appell gegen alle Zionisten dieses in zwei Stücke zu schneiden. Ein abgesprungener Pilot hätte da schon weniger schöne Zukunftsaussichten.
Es wird aber garantiert nicht geschehen, dass Deutschland nach Pakistan einfliegt, um dort existierende bewaffnete faschistoide Gruppen zu bekämpfen. Schlaumeier könnten argumentieren „Jaja, deutsche Soldaten dürfen da nicht hin – aber das ist ja nur eine DROHNE!“
Viel Glück damit, das übersteht kein Verteidigungsminister. Das ist keines der Bedenken, die ich habe.
Drohnen haben aber ganz andere Nachteile.
Was ferngesteuert wird, kann manipuliert werden. Das haben die Amerikaner bei der im Iran verlorenen RQ-170 gemerkt. Eine Drohne zur Landung zu bringen, um sie auszuspähen und zu verwerten, ist das eine. Weiterhin könnte man die Drohne abhorchen und ihre Position sowie ihre Beobachtungsbereiche eigenen Kräften mitteilen, die dann Deckung aufsuchen. Der Operationswert der Drohne ist dann natürlich gleich null. Das kann man durch komplexe Verschlüsselung zwar in einem gewissen Rahmen bekämpfen, muss hier aber in der Weiterentwicklung immer einen Schritt weiter sein als die Anderen. Das ist bei Hochtechnologiestaaten wie Nordkorea, die sich rühmen, seit bald zehn Jahren in der Lage zu sein, parfümierte Seife herzustellen, vielleicht nicht eine solche Herausforderung wie bei Iran – einem viel zu schnell unterschätztem Land. Es ist viel mehr die Herausforderung, das passive Lauschen überhaupt zu bemerken. Das ist nämlich technisch nahezu unmöglich. Man kann höchstens aus dem verringerten Operationswert der Drohne schlussfolgern, dass hier etwas faul sein könnte.
Vom Lauschen ist es kein weiter weg zum Kapern. Das kann relativ offensichtlich geschehen, indem man die Drohne zur Landung zwingt. Vorstellbar ist aber auch ein Szenario, in dem eine bewaffnete Drohne Truppe im Gefecht unterstützen soll. Kurz bevor diese ihre Wirkmittel gegen den erkannten Feind einsetzen kann, wird sie gekapert – und bekommt das Kommando, statt dem Feind „ihre eigenen“ Truppen anzugreifen.
Iran hat gezeigt, dass so etwas möglich ist.
Wenn wir uns die Frage stellen, wie man so etwas verhindern könnte, kommen wir zu etwas, an dem die Industrie schon fleißig forscht: Autonome Drohnen. Und da wird selbst mir angst und bange.
Eine autonome Drohne ist selbstständig in der Lage, menschliches Verhalten zu interpretieren, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden und letzten Endes die Entscheidung zu treffen, ob Wirkmittel eingesetzt werden sollen oder nicht. Das klingt nach Zukunftsmusik, wer aber auf Wikipedia nach „Samsung SGR-A1“ sucht, wird eines besseren belehrt.
Und ganz ehrlich: Das geht mir zu weit. Wir haben weltweit ein Minenproblem, was unterscheidet einen solchen stationären Roboter von einer gepimpten Antipersonenmine? Und wenn diese Technik in die Luft geht – haben wir fliegende Minen, die ohne menschlichen Eingriff eine Entscheidung über Leben oder Tod fällen.
Die einzige Autonomie, die ich einer bewaffneten Drohne zuerkenne, ist, dass sie im Fall einer gestörten Kommunikation mit dem Steuerelement selbstständig zur Basis zurückkehrt (wie Iran uns lehrt – weniger mit GPS, mehr über z.B. Digital Scene Matching Area Correlation, wie es in der Tomahawk Mark II zum Einsatz kommt), um eine Kaperung und eine Landung auf einem anderen Flughafen zu verhindern.
Ansonsten halte ich bewaffnete Drohnen für eine sinnvolle Ergänzung der deutschen Handlungsoptionen. Sie starten schneller als ein Flugzeug, bleiben länger in der Luft, können durch den Wechsel der Operatoren sogar länger als 24 Stunden am Stück betrieben werden. Sie sind wartungsarm und unempfindlich. Sie bieten neben der Option, nur zu schauen, auch die Option, die Truppe am Boden unmittelbar zu unterstützen. Durch ihre unauffällige Annäherung kann sich der militärische Gegner nie sicher sein, ob er den Ort des momentanen Gefechts laufend verlässt oder weggetragen wird. Und – da freut sich wieder der Politiker – sie sind billig. Im Vergleich zu einem Kampfjet (Eurofighter: etwa 86 Millionen pro Stück) oder einem Kampfhubschrauber (UHT Tiger: etwa 20 Millionen) kommt so eine Heron mit 18 Millionen relativ günstig daher, und die Kosten für eine Betriebsstunde sind in der vergleichenden Betrachtung noch günstiger. Die G-Belastung und die Flughöhe, die für einen Piloten missionsgefährdende oder gar lebensbedrohliche Auswirkungen haben können, sind bei einer Drohne irrelevant – die macht alles, was man ihr sagt, bis die Flügel brechen.
Deutschland wird Kampfdrohnen beschaffen, daran besteht für mich kein Zweifel. Jeder kann davon ausgehen, dass die Entscheider und die Drohnenbediener mit beiden Füßen fest auf dem Boden des Grundgesetzes und der Rules of Engagement stehen (die Deutschland für seine Soldaten häufig so streng definiert, dass Soldaten anderer Nationen, euphemistisch gesagt, mittelschwer irritiert sind, wenn sie davon erfahren). Kein System ist fehlerfrei – aber auch an einem Kampfflieger kann eine Bombe zu spät ausgelöst oder ins falsche Ziel gelenkt werden. Wir müssen nur aufpassen, dass wir uns nicht zu weit aus dem Fenster lehnen und im Zuge einer weitergehenden Technisierung irgendwann die Entscheidung über Leben und Tod aus den Händen eines Menschen in die Algorithmen einer Maschine übergeben wird. Auch wenn es moralisch bequemer sein mag, dass sich keiner die Schuld für den Tod eines Mitmenschen geben muss. Jedes technische System ist anfällig für Fehler – Fehler, die in diesem Falle wieder einmal die Falschen treffen würden.
Jeder Soldat muss sich klar sein, dass sein Handeln direkt oder indirekt Tod und Vernichtung über den Feind bringt. Im schlimmsten Fall, unbeabsichtigt, über Unbeteiligte – ja, Unschuldige.
Töten ist leicht. Damit leben, getötet zu haben, ist schwer. Wir Soldaten nehmen diese Verantwortung auf uns, weil es irgendjemand machen muss. Das geht an den wenigsten spurlos vorüber, manch einer bringt sich um oder ist für sein Leben gezeichnet. Aber: Der Nationalsozialismus wurde nicht von einer Friedenstaube beseitigt. Der Mord an den bosnischen Muslimen wurde nicht durch Ostermärsche beendet. Sondern durch Menschen, welche die Verantwortung auf sich genommen haben, zu töten. Diese Verantwortung einer Maschine zu übertragen, ist schlicht und einfach falsch. Lasst uns hoffen, dass es nicht dazu kommt.
P.S.: Dem General habe ich nach kurzer Sprachlosigkeit geantwortet, dass man eine Drohne im Gegensatz zu einer ballistischen Rakete zurückholen kann. Da war er kurz sprachlos, er gab zu, dass er daran in keinster Weise gedacht hatte.
>Der Nationalsozialismus wurde nicht von einer Friedenstaube beseitigt
Der Nationalsozialismus wurde aber vor allem nicht von Friedenstauben an die Macht gebracht, im Gegenteil.
So eine Argumentation macht nur dann Sinn, wenn man davon ausgeht, sowieso immer auf der richtigen Seite zu stehen. Aber das haben die Deutschen 1914 und 1939 eben auch.
Das hier der Kosovo-Krieg fast im gleichen Atemzug mit dem von Deutschland ausgelösten Zweiten Weltkrieg genannt wird, spricht da schon eine sehr deutliche Sprache.
Die Faktizität des Massakers von Račak, das dem deutschen Staat und seinen Verbündeten damals als Begründung für ihren Kriegseinsatz benutzt wurde, ist ja bis heute nicht glaubhaft bewiesen worden. Und ohne das ließe sich auch schwer beweisen, dass die mörderischen Verfolgungen, die der serbische Staat an den bosnischen Muslimen begang, wesentlich über dem Verbrechen lagen, die die deutschen Verbündeten in Albanien oder bei der UҪK an den serbischen Minderheiten im übrigen Jugoslavien verübten.
Und wenn dann Leute sich gegen eine weitere deutsche Aufrüstung stellen, dann zeigt das eher, dass sie keine Fremden von Geschichtsbüchern sind. Und daher eben die Verantwortung, die ihr mit Recht nicht den Maschinen zumuten wollt, auch nicht den deutschen Militärs in die Hände geben wollen, die fast 150 Jahre Zeit gehabt haben, um zu beweisen, dass sie damit ebenfalls nicht umgehen können.
Dass im Jugoslawienkrieg jeder an jedem Verbrechen begangen hat, dürfte wohl klar sein. Das ändert aber nichts daran, dass es völkerrechtlich einen Unterschied macht, ob ein Zentralstaat mit funktionierenden Strukturen ein Kriegsverbrechen begeht oder Milizen. Und dass entsprechende Kriegsverbrechen von serbischer Seite begangen wurden ist mittlerweile hinreichend bewiesen, selbst wenn man Racak anzweifelt.
Und von welchen deutschen Verbündeten sprichst du jetzt?
Der Punkt ist, dass ich die Rechtfertigung für den militärischen Eingriff der NATO und vor allem die Beteiligung der Bundeswehr für unglaubwürdig halte.
Serbien hat massiv Kriegsverbrechen begangen, aber eben nicht nur Serbien, nicht weltweit, aber erst recht nicht in dieser Region, in diesen Krieg. Dennoch wurden die übrigen jugoslavischen Nachfolgestaaten wie Kroatien und Albanien oder eben die UҪK für die Verfolgungen der serbischen und anderen Minderheiten in den von ihnen kontrollierten Gebieten von Deutschland und Co. nicht belangt, teilwiese sogar unterstützt. Serbien dagegen wurde gerade hierzulande zum neuen Naziland erklärt und seine Verbrechen mit den Holocaust parallelisiert, um damit den ersten Kriegseinsatz der Bundeswehr zu legitimieren, die über Jahrzehnte aus guten Grund eine reine Verteidigungsarmee war. Das schwingt in dem Artikel auch mit, indem die Morde in Bosnien in einem Atemzug mit dem NS genannt werden, sonst hätte ich das gar nicht erwähnt.
Unter Strich meine ich daraus zu lernen, dass deutschen Militärs und Politiker eben nicht zu trauen ist und ihnen daher so wenig Tötungsmöglichkeiten wie möglich zugestattet werden sollte, ob nun Dronen oder anderes.
>Und von welchen deutschen Verbündeten sprichst du jetzt?
Die UҪK. Und die anderen jugoslavischen Staaten, die in diesen Kriegen direkt oder indirekt beteiligt waren. Mit denen war Deutschland zwar nicht offiziell verbündet aber sie wurden ja indirekt unterstützt.
Wenn jeder, der von dem Einsatz profitiert, ein Verbuendeter ist, dann findest du sehr sehr viele…
Davon mal abgesehen: Nach deiner Logik haette es nicht nur den Einsatz, sondern dutzende, weltweilt, geben muessen. Wo man aber am Ende landet haengt von mehreren faktoren ab; weltpolitik, nationale politik, erfolgschancen und wahrgenommene Kriegsverbrechen. Zu unterstellen, dass nur letzteres entscheidend ist, und dass dieser Aspekt manipuliert wurde, ist ziemlich kurz gedacht. Dabei ist es doch vielmehr so, dass mit dem Ende des Kalten krieges, der Wiedervereinigung, eines neuen Diskurses in der Linken kombiniert mit einer neuen Regierung sowie einer viel intensiver wargenommenen Berichterstattung ueber massive Kriegsverbrechen in Europa eine unzahl von Faktoren zusammengekommen sind, die jeder von die implizierten bewussten Grossmachtsintention widersprechen.
Nee du – allgemeinen Pazifismus kann ich ja verstehen, aber nicht mit deinen Argumenten ;)
>Nach deiner Logik haette es nicht nur den Einsatz, sondern dutzende, weltweilt, geben muessen.
Ja. Oder halt keine.
>Zu unterstellen, dass nur letzteres entscheidend ist, und dass dieser Aspekt manipuliert wurde, ist ziemlich kurz gedacht.
Es wurde in der öffentlichen Diskussion vor allem darüber geführt und legitimiert. Die intensivere Berichterstattung wurde ja nicht nur so wahrgenommen sondern war es tatsächlich auch. Und das hat auch den Diskurs dominiert und verändert, nicht nur in der Linken.
Und ich sehe auch nicht, wie das Ende des Kalten Krieges und die Wiedervereinigung einer deutschen Großmachtintention widersprechen, im Gegenteil sie waren eher sowas wie Vorraussetzungen. Genau wie die neue Regierung und der neue Diskurs. Nur eine rot-grüne Regierung hätte die Bundeswehr in den Krieg führen können, ohne damit eine erhebliche Opposition zu provozieren.
>Unter Strich meine ich daraus zu lernen, dass deutschen Militärs und Politiker eben nicht zu trauen ist und ihnen daher so wenig Tötungsmöglichkeiten wie möglich zugestattet werden sollte, ob nun Dronen oder anderes.
Du denkst zu kurz: Die Tötungsoptionen haben wir bereits, und was eine Drohne nicht erledigt, erledigen wir eben mit dem UHT Tiger, der Artillerie, durch Bodentruppen oder lassen es durch Amerikaner erledigen.
Glaubst du ernsthaft, der Prozess in Kunduz war ein Einzelfall? Schau mal genau hin, der KSK-Soldat wurde umgebracht, nachdem eine US-Maschine auf Anforderung der Deutschen eine Bombe abgeworfen hatte. Das passiert häufig, du bekommst es nur nicht mit – solange dabei nur OMF (opposing military forces) oder INS (insurgents) umkommen, ist das keine Zeile in der Zeitung wert.
Außerdem töten wir nicht lustig in der Welt herum, wir bekommen parlamentarisch legitimierte Aufträge, welche die Gefahr, töten zu müssen, beinhalten. Die Politik gibt das Ziel vor. Wenn du etwas gegen Auslandseinsätze hast (was ich völlig okay finde – in einer Demokratie ist es wichtig, zu diskutieren) dann musst du dich politisch engagieren, damit diese nicht vorkommen.
Oh, den Kommentar habe ich jetzt erst gesehen.
>Du denkst zu kurz: Die Tötungsoptionen haben wir bereits
Das ist mir klar. Deshalb bin ich auch nicht speziell gegen Drohnen, sondern gegen Aufrüstung an sich.
>Die Politik gibt das Ziel vor.
Klar. Aber erstmal traue ich der Politik auch nur bedingt, andererseits machen Militärs ja ab und zu auch Politik, bzw. greifen in sie ein.
>Wenn du etwas gegen Auslandseinsätze hast (was ich völlig okay finde – in einer Demokratie ist es wichtig, zu diskutieren) dann musst du dich politisch engagieren, damit diese nicht vorkommen.
Dem würde ich auf jeden Fall unterschreiben, aber andererseits schließen sich politisches Engagement und Blogkommentare schreiben sich nicht umbedingt gegenseitig aus.
Und ich würde Auslandseinsätze und Aufrüstung nicht als zwei völlig voneinander getrennte Phänomene sehen.