Ich gebs ja zu, das ist ne Tautologie.
Zum Thema: Machen wir ein Gedankenexperiment. Es ist der 1. Mai. Gewaltbereite Autonome wollen irgendein Gebäude besetzen, sie sind mit Stöcken, Stangen und Messern bewaffnet. Die Polizei hat etwas dagegen, logischerweise, und schafft es, die Mehrheit zu stoppen; eine kleine, besonders radikale Gruppe allerdings reagiert nicht auf die Aufforderung, stehen zu bleiben, und geht auf die Polizisten los, bedroht sie gar ernsthaft. Die Polizisten versuchen sich zu wehren; irgendwann halten sie aber blind mit ihren Waffen drauf und töten 9-19 Leute. Ist das angemessen?
Die Polizisten müssen friedlich bleiben; trotzdem haben sie selbstverständlich ein Recht auf Notwehr. Dieses sollte aber angemessen ausgeübt werden. Einen Gutteil der Demonstranten zu liquidieren ist nicht angemessen und hat seit 1968 meistens strafrechtliche Konsequenzen.
Anderer Ort, andere Zeit. Aktivisten wollen Schiffe mit Gütern in den Gazastreifen bringen. Die Schiffe werden aufgefordert zu stoppen, sie reagieren natürlich nicht darauf; also werden die Schiffe geentert. 5 Schiffe sind friedlich; auf einem greifen eine Handvoll Aktivisten die Soldaten mit Stangen, Messern und Knüppeln an. Die Soldaten wehren sich; irgendwann aber fühlen sie sich so bedroht, dass sie keinen anderen Ausweg sehen als zu feuern. Dabei sterben 9-19 Personen. Ist das angemessen?
Genausowenig.
Einen Gefallen hat man sich damit sicher nicht getan; die Reaktionen sehen folgendermaßen aus:
Die Türkei rief umgehend ihren Botschafter aus Israel zurück. Zudem annullierte die Türkei drei Militärabkommen mit Israel. […]
Scharfer Protest kam auch aus den arabischen Staaten. Syrien und der Libanon warnten vor der Gefahr eines Krieges. Die Arabische Liga rief für morgen eine Dringlichkeitssitzung in Kairo ein. Palästinenserpräsident Machmud Abbas sprach von einem “Massaker” und einem “abscheulichen Verbrechen”. In Jordanien, Ägypten, im Iran und im Libanon demonstrierten Hunderte von Menschen gegen das israelische Vorgehen.
Israels Verbündete in Europa, die USA und die Vereinten Nationen zeigten sich geschockt. Die griechische Regierung brach umfangreiche Luftwaffenmanöver mit Israel in der Ägäis ab. […]
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sowie die UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay reagierterten “schockiert” darauf, dass humanitäre Hilfe mit Gewalt aufgehalten worden sei. Auch der UN-Sicherheitsrat ist alarmiert: Am Abend kam das Gremium, das laut UN-Charta für den Frieden und die Sicherheit in aller Welt verantwortlich ist, zu einer Sondersitzung zusammen. Auch die NATO-Botschafter werden morgen auf einer Dringlichkeitssitzung über den Angriff beraten.
Natürlich gibt es auch eine andere, offensichtlich falsche, Darstellung des ganzen. Dazu kann man noch über internationale Gewässer, neutrale Handelschiffe und Sinn und Unsinn der Blockade philosophieren; das ist aber a) eine andere Diskussion und b) gar nicht notwendig, um die Ereignisse zu verurteilen. Praxiswert hat das im übrigen auch wenig, denn mit der Blockade hat man sich politisch weitestgehend abgefunden. Dennoch, der vollständigkeit halber:
Die Organisation “Free Gaza” bestritt die Vorwürfe. “Die Soldaten haben begonnen zu schießen, sobald sie an Bord kamen”, sagte Audrey Bomse von “Free Gaza” und verwies auf Videoaufnahmen. Die Schiffe befanden sich nach Angaben von “Free Gaza” in internationalen Gewässern.
Alles in allem eine Anektdote, auf die Israel hätte verzichten können; es schadet nur. Niemand, wirklich niemand reagiert positiv darauf, wenn eigene Staatsbürger erschossen werden; gleich unter welchen Umständen. Nach der jüngsten Geschichte über den Missbrauch fremder Pässe ist das eigentlich nur die konsequente Fortsetzung einer katastrophalen Außenpolitik.
Drüben wird übrigens brav das Töten verteidigt.
kann ich natürlich absolut nicht beurteilen was wirlich passiert ist, aber ich kann mir nicht helfen, die gegendarstellung überzeugt mich, zusammen mit dem video, mehr. wenn ich einer der soldaten im video gewesen wäre hätte ich wahrscheinlich auch geschossen.