Interview mit Spanta

Bei Qantara ist nun anlässlich der gleich zu Ende gehenden Wahlen ein sehr interessantes Interview mit dem afghanischen Außenminister Spanta erschienen, in dem er unter anderem die bisherige Entwicklung Afghanistans und Ansätze für eine kommende Politik skizziert:

Spanta: Ich bedauere es sehr, dass das Afghanistanbild oft von negativen Schlagzeilen geprägt ist. Wir haben signifikante Erfolge in den letzten sieben Jahren erzielt, vor allem, wenn man bedenkt, dass das Land, das wir von Al-Qaida und Taliban geerbt haben, eine einzige Ruine war.

Wir haben beispielsweise mehr als 5500 km asphaltierte Straßen gebaut, mehr als 75 Prozent der afghanischen Dörfer haben inzwischen Anschluss an unser “Nationales Solidaritätsprogramm”. Während 2002 nur neun Prozent der Bevölkerung von den ersten Gesundheitsleistungen profitieren konnten, ist diese Zahl heute um mehr als 85 Prozent gewachsen.

Afghanistan hat seit 2002 bis heute ein jährliches Wachstum zwischen elf und 13 Prozent, mehr als sieben Millionen afghanischer Kinder gehen zur Schule, wohingegen im Jahre 2001 keine einzige Frau zur Schule gehen durfte. 38 Prozent unserer Schüler sind heute Mädchen.

[…]

Spanta: Wir unterstützen die umfassende Afghanistan-Strategie Obamas. Zwei Elemente dieser Strategie sind aus unserer Sicht besonders wichtig: die Stärkung des Wiederaufbaus, die Einordnung der Konflikte als regionales Problem sowie die Berücksichtigung der Rolle Pakistans als Teil dieses Problems.

Zumindest dem letzten Satz gibt es nichts mehr hinzuzufügen.

Man darf bei dem ganzen allerdings nicht vergessen, dass Spanta zwar einen hervorragenden Ruf genießt, dass er aber trotzdem einseitig für die Regierung spricht. Um die Pressefreiheit etwa mag vielleicht etwas besser bestellt sein als bspw im Iran (mir fehlen gerade konkrete Zahlen um die Aussage zu verifizieren), aber die Lage könnte viel besser sein, wenn etwa Journalisten nicht willkürlich verhaftet würden, weil sie angeblich gegen moralische Grundsätze verstoßen oder weil sie zu “kritisch” sind. Diese Fälle sind zwar noch eher selten, aber es gibt sie und man darf sie (gerade angesichts der bisher sehr schwachen Exekutive) nicht unterschätzen.

Ansonsten versucht er richtigerweise keinen “guten” staus quo zu beschreiben, sondern einen besseren als vor 2002. Und damit hat er auf jeden Fall recht.

 

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Juhu! Jemand, der nicht bei facebook kommentiert! Oldschool!