Heute: Die Achse des Guten
Die Armenier gelten als tüchtig, sie sind international vernetzt und legen großen Wert auf Bildung und Erziehung. Aber irgendwas stimmt mit den Armeniern nicht. Obwohl ihnen von der Geschichte wirklich übel mitgespielt wurde, entführen sie keine Flugzeuge, überfallen keine Schulen oder Cafes, sprengen sich nicht auf Wochenmärkten in die Luft. Armenische Kinder geben als Berufsziel nicht “Märtyrer” an, es gibt auch keine UN-Agentur, die sich um die armenischen Flüchtlinge der vierten, fünften und sechsten Generation kümmern würde. Die meisten von ihnen besuchen ab und zu die alte Heimat, vor allem seit die ehemalige Sowjetrepublik 1991 ein unabhängiger Staat wurde. Über drei Millionen Armenier leben in der armenischen Republik, mindestens noch einmal so viele in der Diaspora. Sie haben keine Nationalcharta, in der ein “Recht auf Rückkehr” gefordert wird. Ein seltsames Volk, in der Tat, das die Welt nur darum bittet, die “Vorfälle” von 1915/16 endlich als Völkermord anzuerkennen. Vermutlich lieben sie das Leben mehr als den Tod. Das ist das Problem.
Machen wir weiter – die Armenier müssen nicht zuschauen, wie ihnen ihr Land weiter weggenommen wird, sie haben bedeutend bessere Lebensbedingungen in den USA als die “Vergleichsgruppe” in Flüchtlingscamps bei ihren “arabischen Brüdern” (die meist weniger Skrupel haben als Israel) usw usf. Aber wem erzähle ich das – schlechte Vergleiche machen erklärt ja manch einer zu seinem Beruf. Wobei man von Herrn Broder durchaus auch Vernünftiges hört, dass will ich nicht verschweigen. Trotzdem geht mir dieses – pardon – selbstgefällige und dauerhafte Provozieren von seiner Seite schlicht auf die Nerven. Persönliche Meinung, natürlich.
Wo wir schon bei was Vernünftigem sind – man findet auch schönere Texte bei der Achse des Guten:
Traditionell steht nämlich der FC Bayern für die CSU. Schalke 04 für die SPD. VfB Stuttgart gilt als konservativ, Werder Bremen als sozialdemokratisch, der FC. St. Pauli ist stolz auf sein links-piratiges Lokalkolorit, der SC Freiburg gibt sich gerne grün und Eintracht Frankfurt zelebriert schon immer hessische Verhältnisse – vom Investmentbanker bis zum Hausbesetzer, von Roland Koch bis Joschka Fischer reicht die Fankurve, die nirgends schillernder ist als am Main.
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Tatsächlich hat sich die Fußballwelt nur so verändert wie das Land und seine Politik. Weg vom Strauß/Beckenbauer/Wehner/Netzer-Furor hin zur Merkel/Lahm/Steinmeier/Ballack-Bravheit. Selbst der 1. FC Köln ist nicht mehr so rheinisch-katholisch wie er einmal war. Seit unter Angela Merkel nicht mehr klar ist, was christdemokratisch eigentlich bedeutet, zeigen sich auch bei den CDU-nahen Kölnern polit-kulturelle Cross-Overs des Multikulturellen, denn auf dem Platz steht kaum noch ein Deutscher im FC-Trikot. Und Lukas Podolski, die große, herzerwärmende Heimkehrergeschichte im deutschen Fußball, ist auch einer mit Migrationshintergrund.
Vor allem aber verschwindet der klassische Sozialdemokraten-Fußball, das typische Arbeiter-Fan-Milieu, das für Jahrzehnte zwischen Fabriken und Stadiontribünen, Schiebermützen und Genossentreue blühte.