Manchmal hatte man in den letzten Tagen beinahe vergessen, dass wir es in erster Linie mit einer weltweiten Finanzkrise zu tun haben, die sich dann auch auf die Realwirtschaft auswirkte. Wochenlang war Opel das Schlagwort, mit dem man die Krise in Deutschland beschrieben hätte, und in den USA war es nicht viel anders mit den “big three”, den großen Automobilkonzernen.
Mittlerweile geht die Nachricht um, dass es in den USA eine Deflation von 0,4% gab, dass also die Geldmenge im Vergleich zur Produktion zurückging – und das bei stagnierenden bis zurückgehenden Produktionszahlen aus den USA. Ich finde, hier wird recht deutlich, wie schlimm es um die US-amerikanische Wirtschaft bestellt ist, und vor allem, dass das Problem noch immer hauptsächlich ein fiskalisches ist und eben nicht durch durch einfache Methoden zur Ankurbelung der Realwirtschaft zu beheben ist. Diesen Eindruck konnte man vor allem durch deutsche Politiker gewinnen, die sich ziemlich zurückgehalten haben, was Ansätze zur Reform der Finanzmärkte angeht und stattdessen lieber eine Abwrackprämie oder Steuersenkungen auf die Agenda setzen.
Für Deutschland wird ebenfalls eine leichte Deflation erwartet, da die Großhandelspreise gesunken sind, und die EZB erwartet für die Eurozone eine leichte, kurzfristige deflation, die Inflation für 2010 soll aber bei ca 2,0 % bleiben. Damit rückt eine Deflation für die Eurozone lediglich in den Bereich des Möglichen, das größere Problem wird aber wohl die auseinandergehende Inflation des Euros in den einzelnen Mitgliedstaaten bleiben.
Währenddessen sinkt das Vertrauen in den Dollar – auf dem UN-Wirtschaftsgipfel soll wahrscheinlich über die mögliche Abschaffung des Dollars als Weltleitwährung diskutiert werden.
Es gibt seit Wochen Spekulationen darüber, ob der US-Dollar als Weltreservewährung abgelöst werden sollte. Chinas Notenbankchef Zhou Xiaochuan hatte im März angeregt, die Sonderziehungsrechte (SZR) des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu einer übernationalen Reservewährung auszubauen.
Die SZR wurden 1969 eingeführt, verloren aber nach dem Ende des Bretton-Woods-Systems fester Wechselkurse 1971 an Bedeutung. Ihr Wert bemisst sich an einem Währungskorb.
Der IWF will gleich (umgerechnet) Hunderte von Milliarden Dollar in Form von sogenannten “Sonderziehungsrechten” (Special Drawing Rights, SDR / deutsch: Sonderziehungsrechte SZR) drucken, um so die Welt vor einer globalen Rezession zu bewahren.
US-Finanzminister Timothy Geithner hatte sich offen für Chinas Vorschlag zur Neuregelung des weltweiten Währungssystems gezeigt, allerdings erklärt, der Dollar dürfte weiterhin Leitwährung bleiben.
Eine Frage, die aber dennoch bleibt, ist, ob dies langfristig eine Alternative zum Dollar darstellen kann. Auch bleibt fraglich, ob eine weitere Abstraktion den Finanzmärkten helfen kann – wir erinnern uns, Geld steht eigentlich lediglich als Substitut für Waren und Dienstleistungen, nun wollen wir noch eine Substitution für die Substitution einführen – etwas, das bereits an den Aktienmärkten zu oft eher unglücklichen Ergebnissen geführt hat (magische 10 %). Und hierbei geht es um eine Währung, die auch wichtig ist für Unternehmen – ob diese das neue Konzept mittragen werden (wegen der Komplexität des Themas) erscheint mir dann doch fragwürdig.