Auf andere draufhauen, das könne ich ja gut, musste ich mir vorhalten lassen, aber Konservative, Liberale, Antideutsche, mal ehrlich, da könne man mich nicht so recht wiedererkennen. Nun gut – weiter gehts mit der Reihe, diesmal über die Grünen. Seid ihr zufrieden?
Die Grünen lassen sich ganz weit zurückverfolgen – fangen wir mal 68 an: Benno wird getötet, manche finden das ganz ok, schlimmer noch, man möchte, dass einer von “uns” dafür verantwortlich ist und keiner von “denen” (=DDR), andere finden das gar nicht toll – das hätte man ja selbst sein können, wenn das Kriterium für Exekutionen auf der Straße die Teilnahme an Protesten und das Alter ist. Blöddas. Also nehmen einige vorwitzige Jugendliche an umso mehr Protesten teil, immer mehr Leute regen sich über den Korpsgeist der Polizei auf, andere Themen, wie die sexuelle Befreiung und die Aufarbeitung des Nationalsozialismus, kommen dazu – und irgendwann, als Jogurt nicht als Kalorienbombe (was auch schon…), sondern als Waffe missverstanden wird, platzt einigen der Kragen und sie radikalisieren sich. Kann sich jemand an die Bilder von Hippies, Maoisten und K-Gruppen-Aktivisten erinnern?
Erstere kommen noch am ehesten in Frage als Vorbild für eine zweite Welle in den 70ern, die als Reaktion auf die sich radikalisierende und als vertrocknet empfundene 68er-Bewegung gilt – die Spontis. Revolution war nun nichtmer die Marxsche Revolution, die Maoistisch durchgesetzte werden sollte, sie war etwas, was durch möglichst spontane, kreative Aktionen entstehen sollte. Straßentheater, spontane Aktionen (heutzutage nennt man sowas Flashdemos) und Hausbesetzungen waren ihre Hauptmittel. Diese Spontis hatten nun auf ihrem Höhepunkt, also 78, einen Spontikongress; da wurde auch gleich beschlossen, die Berliner tageszeitung zu gründen und die Grünen als Partei entstehen zu lassen.
Man sieht, aus welchem Milieu die Grünen standardmäßig kommen – gut betuchte Mittel- oder auch gleich Oberschichtenkinder, die an die Revolution glauben, aber zu sehr Künstler/Intellektuelle sind, um sich diese von Funktionären und Stukturen wegnehmen zu lassen. Revolution wird halt stets von den Massen von denen geübt, die sich Bücher ebenso leisten können, wie das Risiko, eine Weile keinen Job zu haben. Anders aber als die traditionellen Revolutionäre, auf die diese Beschreibung noch eher zutrifft, bewahrte man sich hier eine gewisse Bodenhaftung neben der üblichen Abgehobenheit von Idealisten. Entsprechen waren die Grünen denn auch keine Partei, sondern eine Anti-Parteien-Partei, die schon bald eine Frauenquote hatte sowie in der Legislaturperiode wechselnde Abgeordnetenmandate. Letzteres wurde schon bald als unpraktisch verworfen, ersteres von Joschka Fischer zeitweise ausgesetzt.
Nach der Wende kam noch Bündnis90 dazu, was das Bürgerrechtsprofil der Grünen deutlich schärfte; auch liefen einige FDP-Sympathisanten über als die JungdemokratInnen sicht lossagten von der FDP respektive von der FDP losgesagt wurden und kurzzeitig eng mit den Grünen kooperierten. Spätestens seit Schröder waren sie dann etabliert – und etabliert sein hieß denn auch, trotz der Verhaftung in der Friedenspolitik und und der Verflechtung mit den Antideutschen erst den Einsatz in Jugoslawien und dann den in Afghanistan mitzutragen (Dinge, die ich bekanntlich unterstütze, die aber so für jeden Grünen überraschend kamen). Neben viele dringend benötigten und sinnvollen Reformen wurden denn auch die Harz-Gesetze mitgetragen, die Steuern gesenkt, Arbeitgeber entlastet und generell unter Fritz Kuhn liberalere Wirtschaftspolitik gemacht als die FDP es sich je hätte erträumen können. Natürlich protestiert man jetzt gegen all das – Afghanistan ist bäh, weil die CDU den Kopf für hinhalten muss und alles falsch gemacht wurde (wobei sich grüne Kritik ja ursprünglich an den Einsatz an sich richtete, nicht an die Durchführung), HarzIV ist bäh, weil das jeder bäh findet (und weil die SPD dafür verantwortlich gemacht wird), und ansonsten sind Ökothemen aktueller denn je.
Gerne wird dabei übersehen, dass der Ausstieg aus der Atomenergie, eine großes Wirtschaftswachstum, gleich bleibender Wohlstand und auch gleich der Ausstieg aus der Kohleenergie bei einem Umsteigen auf regenerative Energien gleich mehrere Widersprüche enthält. Die einzige Lösung ist eigentlich, weniger Strom zu verbrauchen – weil das aber keine Stimmen bringt, propagiert man lieber ökologischen Konsum statt weniger Konsum. Darum sind grüne Wähler auch immer seltener sich selbst versogende Alt-Hippies und immer öfter Yoga praktizierende Yuppies. Die junge, gebildete Schicht heutzutage will nicht CDU wählen, die FDP weiß selbst nicht, wieso sie wählbar sein soll, die Linke ist aus der Schmuddelecke nicht ganz raus und SPD ist uncool – da bleiben die gesellschaftlich Parteiübergreifend respektieren Grünen, die Yoga, Joghurt und Kaninchen unter eine Decke bringen.
Passend dazu wächst die “Ökolobby” – ja, die gibt es wirklich. Und die Subventionen für diesen bereich wird so schnell niemand kürzen, nichtmal die FDP. Müssen die Grünen sich erklären lassen, dass regenerative Energien nicht die Antwort auf alles sind, sondern nur weniger Konsum? Nö, klingt soch so schön. Und dass Konsum wie er jetzt stattfindet bzw Konsum dank Atomenergie nicht funktioniert, das ist gerade bei der jüngeren Generation eine anerkannte Weisheit. Dumm nur, dass der Sponti von damals sich jetzt gar nicht mehr spontan und “underground” fühlen kann in der neuen Volkspartei, die immer öfter auch die SPD überflügelt – entweder er vergisst die grünen Yuppies also, oder er ist orientierungslos. Oder aber er wird Spitzenkandidat; er muss sich nur so anziehen, dass die Yuppies seine Herkunft nicht bemerken. Schicker grauer Anzug mit grüner Krawatte empfiehlt sich da – heutzutage läuft doch jeder mit Turnschuhen rum, da ist genanntes doch gleich revolutionärer.
Willkommen, liebe Grüne, im Politalltag; rechts seht ihr Politikverdrossenheit, links Kompromisse, wenn ihr den Flur langgeht, findet ihr hinter den Kompromissen Glaubwürdigkeitsverlust. Und in eurem Fall mehr Stimmen, schließlich seid ihr weniger unglaubwürdig als die SPD.
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