Ich hatte mich ja bereit vor einiger Zeit mit Karzai und seinem schönen neuen Gesetz beschäftigt.
Die afghanische Botschafterin in Berlin, Maliha Zulfacar, gab dem Tagesspiegel ein Interview, das am 11.4. in der Printausgabe erschien.
Darin äußerte sie auch ihre Meinung zum Gesetz; ihrer Meinung nach
wollte Präsident Karsai […] einige Teile des Gesetzes ohnehin noch überprüfen lassen. Die Aspekte, die im Gegensatz zu unserer Verfassung stehen, zu Menschenrechten und Frauenrechten, werden nicht akzeptiert werden. Das ist auch ein Verdienst der weiblichen Abgeordneten im Parlament, die in unserer sehr patriarchalen Stammesgesellschaft mutig für Frauenrechte kämpfen. So auch in diesem Fall.
Allerdings äußert sie auch ihre Meinung zu Problemen Afghanistans und zu Alternativen was die Pläne zur Zukunft einer funktionierenden Afghanistan-Politik angeht:
Wie könnte Deutschland Ihrem Land momentan am besten helfen?
Indem es mehr zur zivilen Entwicklung Afghanistans beisteuert. Wir brauchen wirtschaftliche Entwicklung genauso sehr, wie wir Sicherheit brauchen. Wenn Menschen eine Zukunft haben und sehen, dass ihr Stück Land ihnen das Überleben sichern kann, dann werden sie nicht den Taliban folgen. Wir benötigen landwirtschaftliche Projekte, um den armen Menschen auf dem Land eine Alternative zu bieten. Auch für den Aufbau unserer nationalen Armee und Polizei brauchen wir weiter internationale Unterstützung, damit die Afghanen möglichst bald in der Lage sind, Sicherheit und Schutz für die Bürger selbst zu gewährleisten.
Was kann Berlin im Bildungssektor tun?
Ich habe schon oft mit deutschen Regierungsvertretern gesprochen und sie gebeten, mehr technische Schulen und Berufsschulen einzurichten, denn es gibt noch immer über 100 000 Schulabgänger mit viel Hoffnung, aber ohne Perspektive. Wir brauchen Klempner und Elektriker, ganz grundlegende Dinge. Was wir auch benötigen, sind pro Jahr 50 Studienstipendien für die junge Generation, insbesondere für Frauen. So könnten wir schnell gute und effiziente Frauen ausbilden, die Führungsaufgaben übernehmen und sich an der politischen Entscheidungsfindung beteiligen könnten.
Sehr lesenswertes Interview, auch wenn es leider wenig neues zu lesen gibt – die Forderungen bleiben meist gleich, die Anforderungen an eine erfolgreiche Politik aus afghanischer Sicht haben sich nicht geändert, aber das gilt leide auch größtenteils auf das maß, in dem auf diese Vorstellungen eingegangen wird. Afghanische Politiker haben immer noch am wenigsten zu sagen, nicht einmal ihre Vorschläge zur Bewältigung werden wirklich zur Kenntnis genommen – etwas, das bisher keine Gesetze wie das jüngst von Karzai unterschriebene verhindern konnte, wohl aber die Ausbildung von Polizisten sowie eine effektive Weiterleitung der Finanzhilfen.
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