Plädoyer zugunsten Schäubles (1)

Es gibt Momente, das wundert man sich über sich selbst. Da steht man jahrelang da, kritisiert die CDU, regt sich über Roland Kochs Wahlkampfparolen ebenso auf wie über von der Leyens Strategie zur Bekämpfung von Kinderpornographie und über Schäubles “Vorstöße” im Bereich der Neuen Medien – und dann endet man damit, Programme ebendieser CDU zu verteidigen, zu denen eine rot-grüne Regierung nicht fähig war.

Der Anlass für meinen kleinen, jetzt folgenden Text, ist eine auf Undertakethislaws Blog geführte Unterhaltung, im Verlauf derer auf einen mir bereits zuvor bekannten Artikel bei Jungle World verwiesen wurde. Ein Artikel, den man wunderbar widerlegen kann.

»Im Einzelfall, etwa bei Arbeiten mit offenem Feuer in den Naturwissenschaften, können Vorgaben für das Material des Kopftuchs oder für eine bestimmte Art, es zu binden, im Interesse der Sicherheit der Schülerin geboten sein.« So lautet eine der »Empfehlungen zu religiös begründeten schulpraktischen Fragen«, die die Arbeitsgruppe 2 der Deutschen Islam-Konferenz (DIK) formuliert hat. Die AG befasst sich mit »Religionsfragen im deutschen Verfassungsverständnis«. Feuerfester Stoff statt eines Verbots des Kopftuchs für Kinder – das sagt viel über den Charakter der Konferenz. Ihr viertes Plenum, das am 25. Juni in Berlin tagte, war das letzte in dieser Legislaturperiode.

Der Artikel fängt mit diesem kleinen, aber durchaus provokanten Absatz an. Feuerfester Stoff statt Befreiung der Frau – das ist es, was der Artikel vermitteln will und an dem die Kritik an der DIK festgemacht werden soll.
Was Herr Blees großzügig ausblendet, ist einmal die ganze Diskussion um das Kopftuch. Ist das Kopftuch nun ein Symbol islamisch-religiöser Unterdrückung, ein Relikt des bekämpfenswerten Patriarchats also, oder ist es eher ein Symbol einer gläubigen Muslima, die einer Religion das zeigen ihres Haares opfert? Diese Frage ist bis heute nicht eindeutig geklärt; die Selbstzufriedenheit, mit der das Koptuch also gebrandmarkt wird (vorsicht, Wortwitz) ist vollkommen unbegründet und beruht auf der Ignoranz gegenüber Frauen, die das Kopftuch auch vollkommen freiwillig anlegen.

Schauen wir genauer hin; »Im Einzelfall, etwa bei Arbeiten mit offenem Feuer in den Naturwissenschaften, können Vorgaben für das Material des Kopftuchs oder für eine bestimmte Art, es zu binden, im Interesse der Sicherheit der Schülerin geboten sein.«, so lautete das Zitat doch. Oder, um es umzuformulieren: Das Kopftuch ist legitim, solange der Schulalltag nicht behindert wird. Aber ist es nicht genau das, was grundsätzlich an Integration gefordert wird? Dass man also seine Identität wahrt, aber nur da, wo sie keinen Konflikt mit der Identität und den Rechten anderer erzeugt? Außerdem wird keineswegs nur feuerfester Stoff vorgeschlagen; die ganze Formulierung lässt sich genausogut als Geißelung der Burkas lesen. Schließlich wird das “Problem Kopftuch” auf keiner religiös-kulturellen Ebene betrachtet, sondern ganz pragmatisch – und rein pragmatisch betrachtet ist die Burka schlicht und ergreifend Nonsens. Diese Debatte wird aber recht gerne in der Öffentlichkeit ausgeblendet – Kopftücher sind Kopftücher, Abstufungen werden nur in wenigen Fällen festgestellt und berücksichtigt. Eine Islamkonferenz also, die sich für ein Kopftuch ausspricht, dass allerdings den Schulalltag möglichst nicht behindern kann und die damit Burkas ausschließt – was will man denn mehr? Das grundsätzliche Problem, das mit dem Kopftuch existieren mag, löst man nicht durch Verbote, sondern durch gesellschaftliches Engagement und Aufklärung, kurz, durch Integration – die aber durch diese Formulierung bewusst nicht behindert werden soll.

Aber es geht munter weiter in der JW.

Dieser Versuch, einen staatstragenden deutschen Islam als den Kirchen analoge Ordnungsmacht zu etablieren, baut wesentlich auf die Zusammenarbeit mit den vier konservativen und fundamentalistischen Islamverbänden, die sich mittlerweile zum Koordinierungsrat der Muslime zusammengeschlossen haben: dem von der islamistischen Organisation »Milli Görüs« beherrschten Islamrat, dem kaum minder reaktionären Zentralrat der Muslime, dem Verband der islamischen Kulturzentren (VIKZ) und der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) als Vertreterin des türkischen Staatsislam.

Zunächst mal werden konservative/orthodoxe Kräfte und fundamentalistische/extremistische Kräfte in einem Topf geworfen, das ist “das Böse”. Ist ja klar; nur linkes und progressives kann gut sein, das gilt halt a priori. Die konservativen Kräfte der islamischen Welt, die sich auch für Frauenrechte und Emanzipation eingesetzt haben, wenn auch in weniger radikaler Form, werden einfach ignoriert bei diesem Weltbild; schließlich gehen ihre Forderungen nicht weit genug. Dass man ohne sie kaum Hoffnungen haben kann, irgendwelche Forderungen umzusetzen, ist ebenfalls egal; wozu Konsens einer Mehrheit (Demokratie!) wenn man sich als missverstandene Avantgarde fühlen kann bzw sich mit diese solidarisieren kann (kleine Anmerkung aus dem off, ich halte mich als Moslem auch als einen Teil dieser radikal-progressiven Avantgarde).

Bzgl des Islamrates und Milli Görüs hat man nun auch recht; aber kurz danach wird der ZdM als “nicht minder reaktionär” bezeichnet. Worum geht es denn nun, darum, dass Extremisten unterstützt werden, oder darum, dass Leute ihre Religion zu ernst nehmen? Bei letzterem sollte man dann doch vielleicht der katholischen Kirche ihren Status aberkennen, auch dort kann auch reaktionäre Kräfte erkennen…Überhaupt, schauen wir uns die Selbstdarstellung des ZdM an:

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) ist eine Dachorganisation von derzeit 19 muslimischen Dachorganisationen und umschließt auch Einzelmitglieder. Die Zusammensetzung des ZMD bildet die ganze Vielfalt der Muslime in Deutschland ab. So sind im ZMD Türken, Araber, Deutsche, Albaner, Iraner, Bosnier u. v. a. m. sowie Sunniten und Schiiten integriert. Auch im theologischen Sinne sind wir vielfältig. Unter uns sind sowohl Sunniten als auch Schiiten und alle Rechtsschulen vertreten.

Unsere Umgangssprache war immer Deutsch. Wir betrachten uns als Teil dieses Landes und seiner Gesellschaft. Wir sind hier beheimatet. Die Integration des Islam und der Muslime in die deutsche Staatsordnung und die Gesellschaft ist eine unserer größten Herausforderungen.

[…]

Selbstverständlich sind wir auch Dialog- und Ansprechpartner für die Politik und die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen – insbesondere für die Religionsgemeinschaften. Seit nunmehr Jahrzehnten sind wir im christlichen und jüdischem Dialog aktiv. Schließlich ist hier auch eines der erfolgreichsten Projekte des ZMD zu nennen: die Webseite „islam.de“ und „zentralrat.de“

Es bleibt noch zu betonen, dass wir nicht nur für die Muslime da sind. Als Teil des deutschen Volkes bzw. der Wohnbevölkerung in Deutschland fühlen wir uns allen Problemen der Gesamtgesellschaft gegenüber verpflichtet.

[…]

Darüber hinaus will der ZMD, ohne den Islam zu verbiegen, „ein zeitgenössisches Verständnis der islamischen Quellen, welches dem Hintergrund der neuzeitlichen Lebensproblematik und der Herausbildung einer eigenen muslimischen Identität in Europa Rechnung trägt“, erreichen (siehe Islamische Charta des ZMD §15). Das wäre dann auch der nachhaltigste Beitrag der Muslime in Deutschland und Deutschland selbst zum Dialog unter den Religionen und den Frieden in der Welt.

Ich weiß, man soll nicht viel geben auf die Selbstdarstellung; aber so reden keine Extremisten. Punkt (das auszuführen ist zwar möglich, aber eher weit hergeholt und meilenweit am Thema vorbei).

Bei der VIKZ sieht es etwas anders aus, ihr wurde wiederholt vorgeworfen, extremistisch zu sein; interessanterweise wurde sie dabei von der CIG e. V. verteidigt, aber ich misstraue ihr trotzdem. Bliebe also noch die Ditib, und da brennen normalerweise alle Leitungen durch – türkischer Staatsislam, Erdogan, Kontrolle über Deutschland, interne Angelegenheit. Ich dachte, wir unterhalten uns über Fundamentalismus? Während die Ditib nun immer öfter Zugeständnisse macht, was Kompetenzen angeht, die in deutscher Hand sein sollen und nicht länger in türkischer (siehe Imamausbildung), und während es schwer fällt, einer Institution, die auf einer Behörde eines streng laizistisch ausgerichteten Landes beruht, mit Extremismus- und Terrorismusvorwürfen beizukommen, nehmen die Stimmen zu, die an der Ditib lediglich ihr “türkisch-sein” kritisieren. Und was war doch gleich mit Saudi-arabischen Wahabiten und Salafiten, die Milliardensummen über kaum erkennbare Wege investieren, um ihre Ideen zu propagieren und deren Gelder in so Extremisten nahe stehende Schulen wie die König-Fahd Akademie fließen? Ach, da schaut man lieber auf den Einzelfall, steckt ja keine Organisation dahinter, die man für verantwortlich machen könnte, außer vllt des Saudi-Arabischen “Staates”, und das lässt man lieber. Deutschland hat sich halt auf Türken eingeschossen. Und ein laizistischer Islam, der an die Türkei gebunden ist, ist auch so schlimm. Da wird ja regelrecht verhindert, dass man Deutsch lernt, indem Türkischkurse angeboten werden, gell?

 

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10 thoughts on “Plädoyer zugunsten Schäubles (1)”

  1. Sehr interessant – deine Sichtweise. Bevor ich mich breiter dazu äußere, muss ich erstmal ein wenig darüber nachdenken… ;-)

    Aber vorneweg leicht Offtopic: Ich komme in Internetforen und auf manchem Blog – und beunruhigenderweise immer mehr im RL – immer öfter in die Situation, dass ich gegenüber den Bürgerlichen ihr Grundgesetz und unser aller Menschenrechte verteidige. Das ist wirklich beunruhigend. Dabei sitze ich dann auch manchmal auf einmal in einem Topf mit der CDU. Das ist schon peinlich, irgendwie. Für beide Seiten.

     
    1. Danke, das macht dich im übrigen sympathisch – lieber spät und reflektiert als spontan und schlecht antworten ;)
      Die Einstellung sollte es öfter im Netz geben.
      Kenn ich im übrigen gut, das Gefühl, ich werd neuerdings sogar von CDUlern angesprochen, ob ich nicht an einer Zusammenarbeit interessiert sei, gerade im Internet, wo man mir das Grüne nicht wirklich schnell anmerkt.

       
  2. Jetzt ist ein wenig Zeit vergangen, ich habe mir deine beiden Artikel mehrmals durchgelesen und muss (v.a. im Hinblick auf den zweiten) sagen, dass mir da der Überblick fehlt, um wirklich etwas adäquates im Detail sagen zu können. Allein die Textmenge ist schon beachtlich. :-D
    Aber meine Gedanken gehen auch eher in eine grundsätzliche Richtung: Ich habe bei dieser ganzen Show nicht so recht verstanden, weshalb bei der Integration auf (religiöse) Verbände derart abgefahren wird. Mir fiele zum Beispiel nicht ein, dass die Einwanderungspolitik der USA – seit Jahrhunderten das Einwanderungsland par excellence – über die diese Schiene laufen würde. Außerdem bin ich etwas irritiert darüber, dass man sich überhaupt mit Institutionen über Integration verständigt: Eine Integration kann doch nur individuell funktionieren; ich kann keine Institutionen “integrieren”. Das ist ja absurd. Sicher, man muss mit den Leuten reden, wie sie`s denn gerne hätten. Aber allein diese eher saloppe Formulierung sagt schon mehr über die Zielrichtung der “Mehrheitsgesellschaft” aus als über die diskutierten Mittel. Aber egal, dann hat man schon wieder sofort irgendwelche Interessen on Board, die da überhaupt nichts zu suchen haben.
    Mitunter der größte Pferdefuß bei Integration & Co. in Deutschland und damit ein Grund für das Scheitern einer multikulturellen Gesellschaftsvorstellung der 80er und 90er Jahre war zum einen das stoische Weigern der CDU, Fakten anzuerkennen (“Deutschland ist kein Einwanderungsland”) und der teilweise unerträgliche Kulturrelativismus aus der alternativ angehauchten Ecke. Von beidem hat man zum Glück angefangen Abstand zu nehmen. Und das ist dann auch erst einmal die Voraussetzung für so etwas wie eine Integration.

    Mittlerweile bin ich zu so etwas wie einer Erkenntnis für mich gekommen – ohne wirklich tief in der Materie drin zu stecken, was mir deine Beiträge wieder gezeigt haben -, dass es ohne, ich würde vielleicht sogar sagen: nur über Bildungspolitik funktioniert. Du wirst es in Deutschland nicht erleben, dass in den nächsten 50 Jahren ein Regierungschef Türkisch sprechen wird – anders als Bush und Obama, die beide fließend spanisch sprechen und damit überhaupt kein Problem haben (die Seiten der US Regierung sind teilweise in spanisch abrufbar) -, und allein schon aufgrund dieser Mentalitätseinstellung der Ureinwohner in Deutschland, dass nur der integriert ist, der auch deutsch sprechen kann, bleibt einem zu integrierendem Individuum nichts anderes übrig, als diesen Weg zu gehen. Ich fände es schon überlegenswert, Türkisch als erstes oder zweites Fremdsprachenfach in den Schulen anzubieten. Sinnvoll wäre es. Dann wäre mir auch die Tortur mit dem Französisch erspart geblieben. Aber egal. Bildungspolitik: Damit meine ich ausdrücklich nicht muslimischen Religionsunterricht. Der hat – wie jeder andere Religionsunterricht – meiner Meinung nach in Schulen nichts zu suchen; Ethik kann ohne den Ballast, an irgend etwas glauben zu müssen, europäische, westliche Werte besser vermitteln und zusätzlich Elemente anderer Kulturen problemloser einbauen. Bildungspolitik: Gesellschaftliche Aufstiegschancen, Anerkennung und Partizipation funktionieren nur, wenn die Sozialisation einigermaßen gleichen Standards folgt. Das Gelaber der Liberalen von der Chancengleichheit ist so alt wie falsch, jedenfalls in diesem Punkt: Eine relative Ergebnisgleichheit ist schon vonnöten; nur weil jede/r die Chance hat, eine Schule zu besuchen, sagt das noch lange nichts über den Schulerfolg aus. Und ein Scheitern dort ist dann wirklich kein individuelles Problem mehr.

     
    1. Ich denke, man merkt auch, dass mir das Thema am Herzen liegt ;)
      Das interessante ist ja, dass die Religion relativ neu ist in der Integrationsdebatte. Ich bin ja noch recht jung und habe daher nur noch vage miterlebt, wie mal der Fokus auf ganz anderen Themen lag – meist ging es da bei der Integration um Arbeit.
      Dann kam 9/11, kurz davor noch Huntingtons Clash of Civilizations, und schon war man mittendrin in der heutigen Entwicklung – bei der Integration ging es urplötzlich um Moslems (was passiert mit Italienern, Griechen, Russlanddeutschen etc pp?), und dauernd wurde man darauf angesprochen, dass es doch um “europäische”, “deutsche” oder gar “judäo-christliche” Werte ging (bei letzterem kann einem schon übel werden, ich frag mich wie man sich als Jude dabei fühlen muss). Und dan liegt es doch auf der Hand – wenn die Moslems auf einmal böse, bedrohlich sind, dann “zähmen” wir sie doch. Schäuble geht es doch auf vor allem um Terrorismusprävention, da mache auch ich mich nichts vor – nichtsdestotrotz ist das für mich deshalb ein lange überfälliger Schritt, weil es für mich grundsätzlich nur 2 Optionen in einer modernen Gesellschaft gibt: Entweder, die Religion wird endgültig ins private verschoben, oder man stellt alle Religionen einander gleich. Ersteres ist noch nicht in Sicht, daher plädiere ich dafür, schrittweise letzteres durchzuführen. Auch einer der Gründe für den Islamunterricht.

      Ansonsten gebe ich dir vollkommen recht; ich war auch dafür, Deutschtests einzuführen bei der Einbürgerung (der Einbürgerungstest selbst sowie der “Terroristentest” sind m.M.n. überflüssig und lächerlich).
      Ohne Bildungs wirds nicht klappen; aber auch anderswo muss sich einiges ändern. Habe ich mich im Blog schonmal über die Praktiken der Stadtverwaltung in einigen Großstädten ausgelassen? Da werden “Migrantenviertel” geradezu forciert, um nur ein Beispiel zu nennen.

      Achja, für den Fall dass meine mail wieder nicht angekommen sein sollte – ich hatte mich nur mit den Einstellungen vertan, eigentlich sollte da immer automatisch ein link rein, danke für den Hinweis.

       
  3. Huntigton ist interessant. Das ist einiges dran. Wie so oft darf man da der Analyse recht geben, ohne die gleichen Schlussfolgerungen zu ziehen. Im übrigen vermischen sich hier mindestens zwei Ebenen: Bei der CDU ist es mittlerweile chick geworden, gewisse Themen als Trägerwellen zu nutzen, Kinderpornographie als Mittel zum Aufbau der Zensurinfrastruktur, Integrationsgelaber als Vehikel der “Terrorbekämpfung”. Beides zielt auf einen autoritären Staat. Dieses unterschwellige Ziel sollte man vor Augen haben, diskutiert man mit den Jungs und Mädels über das eine oder andere.

     
    1. Find ich jetzt interessant dass du Huntington genauso beurteilst wie ich ;)
      Der Mann hat für mich viel geleistet, allein dadurch, dass die meisten der Argumente gegen seine These in seinem Buch auftauchen (er stellt sie nur in einen anderen Kontext, bspw ist seine Analyse der islamischen Welt recht widersprüchlich).

       
  4. Schön, dass du es interessant findest. ^^ Meintest Du vielleicht eher überraschend? ;)

    Huntigtons Verdienst – meiner Meinung nach – ist eben seine These, die eine Richtung im Denken aufmacht, die es eben vorher nicht gegeben hat. Es kommt öfters vor, dass man sich nicht fragen muss, ob man einer These zustimmt oder sie ablehnt, sondern das entscheidende ist, was sie bewirken, unabhängig von ihrer Bewertung: Bis weit in die 90er Jahre hinein war das Denken nach wie vor auf die bipolare Welt des Kalten Krieges mit ihrem Systemgegensatz fixiert. Das Gefasel vom Ende der Geschichte tat ihr übriges, und Spengler kennt heute eh niemand mehr – von dem hätte man noch am ehesten eine andere Perspektive gewinnen können. Erst Huntington brach das auf und das ist sein Verdienst; eine Perspektivenerweiterung nach dem Ende des Systemgegensatzes hin zu einem Kulturgegensatz. Prinzipiell ist das ja denkbar, und genauso, wie es im Rückblick eigentlich keinen Systemgegensatz gab, wie heute das kapitalistischste Land eigentlich China ist, so kann man eine Polarität der Kulturen konstatieren, ohne einen “Clash” zu postulieren. Nur weil man seine Folgerungen ablehnt, muss seine Analyse nicht falsch gewesen sein. Damit schießt man übers Ziel hinaus, denke ich.

     
    1. Interesant war schon richtig gewählt, denke ich ;)

      Mich persönlich hat vor allem die Betonung einer “multipolar world” beeindruckt; er entwickelt ja auch Ansätze, wie internationale Politik in einer solchen aussehen muss, wenn auch mit Fokus auf die verschiedenen Kulturen. Ich denke, damit hat er den Boden bereitet für die Modelle der Zukunft – und Obama scheint da ähnlich zu denken.

       

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