G20-Gipfel zeigt erste Wirkungen

Der G20-Gipfel hat diese Woche für viele Schlagzeilen gesorgt, und er hat, jedenfalls gemäß den Aussagen der Politiker, auch viel geändert. So wurde beschlossen,

endlich alle “systemrelevanten” Banken zu beaufsichtigen. Alle Institutionen, die groß genug sind, um Schaden für das gesamte Finanzsystem anzurichten, sollen besonders überwacht werden. Außerdem sollen sogenannte “Schattenbanken” – also Hypothekengesellschaften, Hedgefonds oder Zweckgesellschaften, die bankähnliche Finanzgeschäfte machen – künftig besser kontrolliert werden. Bislang galten in vielen Ländern – unter anderem in den USA – für diese Institute lockerere Regeln als für traditionelle Banken. Auch gegen Steueroasen wollen die G20 härter vorgehen. Zu guter Letzt sollen die Finanzinstitute künftig gezwungen werden, mehr Eigenkapital vorzuhalten.

Die Tagesschau weiß noch von einer anderen Änderung zu berichten:

Für die Bankenwelt werde es neue Regeln für Bonus-Zahlungen geben. Bisher gingen Finanzmanager häufig hohe Risiken ein, weil sie hofften, mit kurzfristigen Spekulationsgeschäften schnelle Gewinne zu machen und dafür belohnt zu werden. Deshalb werden die Sonderzahlungen künftig stärker am langfristigen Erfolg einer Bank ausgerichtet. Die Aufsichtsbehörden übernehmen die Kontrolle.

An den Börsen wurde dies recht positiv aufgenommen – mit Ausnahme der Schweizer Börse legten alle recht kräftig zu. Schließlich ist Börse selbst ja auch mehr Schein als Sein (wieviel des an Börsen gehandelten Geldwerts war doch gleich durch Sachwerte gedeckt, 10% oder wars doch weniger?), da gilt das Prinzip von den sich selbst erfüllenden Prophezeiungen gleich doppelt. Und deren gab es genug, ob Brown, Obama oder die EZB, man gab sich recht zuversichtlich. Die realen Zahlen sehen etwas anders aus – obwohl die chinesischen Einkaufsmanagerindizes über 50 Punkte stiegen und der Auftragseingang in den USA zum ersten mal seit 7 Monaten stieg (alles lediglich Frühindikatoren) sinken doch die Unternehmergewinne in den USA so stark wie schon lange nicht mehr, und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Und hier geht es nicht um Aktienkurse – mit anderen Worten, um einen Schwall warme Luft und Spekulationen – sondern um Fakten.

Schafft man es, durch die Änderungen wirklich eine Stabilisierung des Finanzmarktes zu erreichen, dann werden wir die Auswirkungen auf die Realwirtschaft wohl frühestens in einem Jahr zu spüren kriegen. Zu sehr freuen sollten wir uns also über die aktuellen Zahlen wohl nicht, denn wieviel schnell vergänglicher Optimismus da drin steckt ist nicht sicher.

In der Zwischenzeit sank übrigens sogar der Goldpreis – und zwar weil die EZB 35 Tonnen Gold in den Markt “gepumpt” hat. Genau genommen hat sie es an die Deutsche Bank verkauft. DAS ist zwar eine ganz andere – und nicht weniger interessante – Geschichte, aber es zeigt doch recht deutlich, dass die Probleme der Banken noch nicht behoben sind, noch lange nicht.

 

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